Liebe geht durch den Magen - 14. Mai 2010

Ja, ja und nochmals Ja. Ich sitze im Flugzeug und habe das Essen genossen, das mir die Swiss vorgesetzt hat. Dies an und für sich ist ja schon schlimm genug, wer um alles in der Welt mag Flugzeugfutter. Dieser Fakt bringt mich ins Grübeln. Auf unserer Weltrumrundung hatte es drei Länder gegeben, in denen wir uns nicht sonderlich wohl fühlten – und es waren auch die drei Länder, in denen wir am schlechtesten gegessen hatten. Somit steht für mich fest, Liebe – auch die Liebe für ein Land – geht durch den Magen! Ich kenne auch keinen, der sagt, ihm würde Thailand nicht gefallen... die thäiländische Küche ist mitunter einer der besten der Welt, man mag die Franzosen wegen ihrer Hochnässigkeit hassen, aber lieben tut einem Frankreich spätestens nach dem Besuch eines Restaurants, mir läuft das Wasser schon beim Gedanken nach Moules, Escargots, Gigots etc. zusammen. Im Gegenzug dazu England, nun England mag man, findet es spannend oder interessant, rau und schön, aber Liebe? Spätestens nach einem kulinarischen

englischen Tiefflug mit in Teigeingepacktemfleisch freut man sich auf daheim.


Unsere drei Länder, die wir auf unserer nächsten Weltreise auslassen würden, sind: Vietnam, Indien und Ägypten. In all diesen dreien hatten wir unsere Mühe, gutes Essen zu finden. Ein Vorteil hatte der Besuch dieser drei Nationen jedoch schon, konnten wir all die angefressenen Fettpölsterchen aus den vorher besuchten Ländern locker loswerden.


Vietnam: In Vietnam gibt es an jeder Strassenecke Nuddelsuppe. Grundsätzlich ist die ja auch gut, nur dreimal pro Tag während fünf Wochen ... das wird dann spätestens am fünften Tag monoton. Einmal, in einem Restaurant in My Tho bestellten wir eine und bekamen je eine grosse Pfanne voll vorgesetzt. Die Suppe war im Geschmack sehr gut, jedoch sah man dem Fleisch an, von welchem Tier und vor allem, von welchem Körperteil her es stammte. Die Ohren wurden offensichtlich vor dem Servieren nicht rasiert, was uns dann zum vorsichtigen Auslesen alles Fleischigen bewog. Wir hatten derart Hunger, dass wir die Suppe trotzdem assen. Wer nun glaubt, ich übertreibe, soll doch die Buben mal nach der ‚haarigen Suppe’ fragen!


Indien: Wie lieben wir scharfes und vor allem Indisches Essen. Das beste Indisch hatten wir in Dunedin, Neuseeland und in Klang, Malaysia vorgesetzt bekommen. Uns schien es, dass alle, die Indisch kochen können, Indien verlassen haben, denn sämtliche indische Restaurants, die wir auf unserer Reise besuchten, die ausserhalb Indiens waren ... und es waren einige ... stellten uns abwechslungsreiche, vorzügliche Mahlzeiten vor. In Indien bekamen wir nur langweilige Saucen mit gefaltetem Fladenbrot vorgesetzt. Je nach Region, wurde der Teig zwischen einmal bis fünf Mal gefaltet und hiess dann anders, Backtechniken waren jeweils fast identisch und der Geschmack ebenfalls.


Nebst dem Nichtexistieren von Fleisch oder Fisch in der indischen Küche, brachten die Hygienestandarts selbst uns vorsichtigste Touristen zu massiven Magen- und Darmbeschwerden, was mich wiederum zur Überlegung brachte, wie sinnvoll der Genuss des Essens überhaupt ist, wenn man weiss, dass einem dasselbe innert Minutenschnelle wieder verlässt.


Dann wäre da noch die Ägyptische Küche. Ich verstehe ja schon, dass man in Afrika mit sämtlichen Hauptnahrungsmittel möglichst sparsam umzugehen hat, doch dass man rote Bohnen 37 Stunden über dem Feuer kochen muss, versetzte mich zu keinen Jubelrufen. Übrigens nennt man den Bohnenbrei „Foul“. Tönt ja schon so, wie es schmeckt! Dazu servieren sie auch noch ungeniessbare Suppen und Teigwaren gemischt mit Spossen und noch mehr Bohnen... In Kairo hatten wir extreme Mühe, uns zu verpflegen. In Indien und Vietnam gab es immer das Selbe, aber in Ägypten schienen die Menschen gar nicht zu essen. Ob das aus Solidarität zum Rest des Kontinentes geschieht, blieb mir verborgen.


So sitzte ich heute in einer Swissmaschine nach Zürich und freue mich über zähem Kuhfleisch an Pilzsauce mit einem Kartoffelstock ... ich wusste bis heute gar nicht, wie gut ein Stock munden kann! Dazu serviert es ein Gemüse Potpourri– endlich! Und Salat – wie wunderbar! Der Kuchen war definitiv zu süss, aber vielleicht dünkt es mich nur so, denn ich kann mich nicht erinnern, wann ich die letzte Süssspeise verdrückt hatte. Alles in Allem, wer einmal wirklich einen Flug inklusive des Essens geniessen will, soll die vorher erwähnten Länder im Direktgang besuchen ... ich verspreche ein kulinarischer Höhenflug über den Wolken der Schweiz entgegen!