90igster Tag unserer Weltreise! - 21. Oktober 2009

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Eine Zusammenfassung:

Heue vor neunzig Tagen sind mir mit viel Herzklopfen in unser Abenteuer ,Weltreise‘ gestartet. Neunzig Nächte in fremden Betten geschlafen, neunzig Tage aus ungewohnten Töpfen gegessen, Gepäck auf 18 kg pro Person gekürzt, neunzig Tage ohne Privatsphäre überlebt, neunzig Tage Familienidylle genossen. Viele Geschichten haben wir erlebt, manche Stunden gefroren, viele hingegen geschwitzt, oftmals auf unser Fortbewegungsmittel gewartet, neue Freunde kennengelernt und alte besucht, Kulturen analysiert, Museen besucht und Wissen unterrichtet ... und jeder von uns hat seine persönlichen Grenzen mindestens einmal erfahren. Jeder von uns hat in den vergangenen neunzig Tagen ganz viele neue Eindrücke in seinen Lebensrucksack gepackt.


Was mich persönlich am allermeisten beeindruckt, am allermeisten stresst und gleichfalls am allermeisten beglückt ist unser Zusammenleben. Wir haben uns alle noch viel näher kennen gelernt in den vergangenen neunzig Tagen. Unsere Mückenstacheln stechen einander ab und zu kräftig ins Gesäss, vor allem zu Beginn der Reise, es gab bisher wohl zwei ganz grosse Konflikte, wobei ich die ganze Reise hinwerfen und abbrechen wollte. Einmal verliess ich mit geballten Fäusten das Auto, weil mich die Kinder so in Rage gebracht hatten.


Reto ist der ruhige und überlegte Pool der Familie. Er behält seine Fassung, wenn ich schon lange im Roten drehe. Zum Glück ist er mit dabei! Er ist das Bindeglied und der Vermittler, wenn Streit entsteht. Er deckt mir den Rücken, wenn ich den Buben etwas auferlege, das ihnen nicht passt, er geniesst die Zeit, die er mit Filmen und Filmeditieren verbringen kann und ist, auch noch nach neunzig Tagen, immer noch zufrieden und glücklich über die Entscheidung, die sein Leben so massiv verändert hat.


Roman ist der lustige und chaotische Pool der Familie. Er bringt uns alle zum Lachen mit seinen unverfälschten, scharfen Beobachtungsgabe und bringt mich mit seiner ,Mami weiss eh nichts‘ Theorie oftmals an meine Grenzen der Mutterliebe. Er ist derjenige, der am meisten lacht und uns mit seiner Fröhlichkeit anzustecken vermag. Er ist aber auch der, der am meisten alle anderen drei nervt und provoziert, in ihm steckt die Sonne und zugleich auch sämtliche Schattenseiten. Er ist so voll Logik, dass es uns manchmal schwierig fällt, Antworten auf all seine Fragen zu finden.


Andrin ist der ruhige und konforme Pool der Familie. Er geniesst es, das Kinde in ihm noch einmal voll ausleben zu können, geniesst ruhige Momente für mit seiner Gitarre und macht im Schulunterricht jeweils perfekt mit, geniesst es, wenn man ihm Dinge beibringt und tagträumt gerne auch mal einfach vor sich hin. Ich denke oftmals, dass es für ihn sehr schwierig sein muss in dieser Familienkonstellation zu leben und zu atmen, denn er befindet sich inmitten seiner Entwicklung, sein Körper verändert sich täglich, er muss lernen, mit der neuen Haut umzugehen, zählt seine spriessenden Barthaarte fast täglich... und leidet wohl still darunter, dass er nicht die gewünschte Privatsphäre ausleben kann, beklagt sich aber nie.


Und dann bin da noch ich. Die ersten zwei, drei Wochen waren ferienmässig spannend, dann habe ich das Ausmass der Reise erst zu verstehen begonnen. Damals kamen auch die ersten Probleme. Ich fühlte mich eingesperrt, zu viele Leute, zu oft um mich herum. Von fast immer alleine daheim zu permanent drei Menschen um mich herum zu haben, fand ich bis Anhin die grösste Herausforderung, denke aber, dass ich diese in den ersten neunzig Tagen perfekt gemeistert habe und schaue jetzt schon mit angsterfüllten Augen auf den Tag, wo wir alle wieder daheim sind und meine drei Männer in die Schule respektive zur Arbeit gehen werden. Aber das ist zum Glück noch weit entfernt!


Summa summarum = Eine Familienweltreise ist das Beste, Grösste und Erfüllendste, das ich je erlebt habe und eine Erfahrung, die ich für nichts, aber wirklich gar nichts in der Welt hergeben würde. Hand aufs Herz!