Alltagsgeschichten einer Weltreise - 20. Dezember 2009

Summa Summarum: Sehenswürdigkeiten eines Landes sind eines, das Bestaunen von Flora und Fauna ein weiteres, Bekanntschaften mit einheimischen Menschen sind jedoch das Unerwartete und Unplanbare. So prägen uns erlebte Geschichten mehr, als wir ursprünglich annahmen. Geschichten von Erlebnissen, Lebensphilosophien oder Schicksalsschlägen sind das, was man am Schluss nicht nur einfach im Gepäck unterbringen kann, sondern die einem auch persönlich zu einem anderen Menschen wachsen lassen.


Ich möchte hier ein paar der Alltagskurzgeschichten niederschreiben, die uns in den ersten 150 Tagen begleiteten. Bleibende Erinnerungen schöpfen wir aus der Bekanntschaft mit:



... dem Tankwart, der ein Angebot für den Kauf einer dritten Tankstelle auf dem Tisch hatte, jedoch von dessen Kauf absah, da er feststellte, dass ihn dies in seiner Lebensqualität beeinträchtigen würde. Geld hätte er genug zum Überleben, aber er hätte auch noch genügend Zeit, um sein Motorboot und das Leben am Ufer des Sees voll auszukosten.


... einer jungen Forscherin, die an einem afrikanischen Projekt mitarbeitet. Die Forscher versuchen herauszufinden, warum Töchter (die unterdessen selber anschaffen) von Prostituierten, die AIDS nicht bekommen haben, ebenfalls immun zu sein scheinen. Gibt es eine Art Aids-Immunität und kann diese weitervererbt werden, wenn ja, so müsste dies einen Schlüssel zu einer allfälligen Impfung sein.


...einer Mutter mit ihrem Säugling, die ihren Mann verlässt. Kurze Zeit später verunfallt der Vater, was der Mutter die Augen öffnet und ihr ins Bewusstsein ruft, wie es wäre, wenn sie ihren Mann ganz verlieren würde und so wieder zu ihm findet und eine grosse glückliche Familie zusammen gründet.


...einer Frau, die von ihrem Mann flüchtet, ihre Kinder zurücklassen muss und Unterschlupf und Arbeit bei Freunden findet und sich bewusst wird, wie sehr sie jahrelang eingesperrt war und entdeckt, was es auf der Welt alles Neues und Spannendes gibt.


...einem DotComGründers, der seine Firma für gutes Geld verkaufen konnte und sich nun Mitte 40ig auf die krampfhafte Suche nach einer neuen perfekten Herausforderung gemacht hat.


...eines Freundes, der uns vor 20ig Jahren erklärte, dass Reto und ich uns glücklich schätzen sollten, da wir nach seiner Meinung, gegenseitige Soulmates seien (Seelenverwandte). Er, heute ebenfalls verheiratet, blieb dieses Glück offensichtlich verwehrt und so ist er eine Zweckehe eingegangen und er wird geplagt von Existenzängsten.


...einer vierfache Mutter, die versucht über das Internet Freunde zu finden um gemeinsam über die Weihnachtstage ‚heile Welt’ zu spielen. Sie wird jedoch durch die Realität der häuslichen Gewalt ihres Mannes eingeholt und flüchtet schlussendlich wieder in ihr Schneckenhaus.


...einer Familie, die sehr aktiv am Dorfleben teilhat, einen Tennisclub gründet, im Vorstand der Schule und in der Feuerwehr zuvorderst mitmacht und den Kindern so versucht vorzuleben, nicht in die Drogenspirale zu geraten, welche im Dorf überdominant, allgegenwärtig und sichtbar ist.


...eines Managers, der durch eine Krankheit aufgeschüttelt wurde und nach erfolgreichem Besiegen derselben sein Leben komplett neu gestaltete, auszog mit seiner Familie um in Einfachheit und Bescheidenheit zu leben und Zeit für die Kinder und Frau zu haben.