Büffelalarm im Elk Island National Park - 4. Oktober 2009

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5.15 Uhr der Wecker klingelt. Ich bin viel zu müde, hoffe, dass Reto auf den Wecker drückt und sich dreht. Da ruft es von der anderen Bettseite: „Wer kommt alles mit in den Elk Island National Park?“ Und obwohl die beiden jüngeren Herren noch tief schlafen, kommt es postwendend zweistimmig zurück: „Ich!“ So bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mein warmes Kuschelnestchen zu verlassen und den drei Männern zu folgen. Sehr verschlafen wasche ich mich und ziehe warme Kleider an und schon Minuten später sitzen wir alle im Mietwagen gen Osten.

Über der Stadt strahlt der Vollmond, nur wenige Autos sind unterwegs. Wir fragen uns, wer das wohl sein kann und die Buben machen Berufe aus, die Schicht arbeiten müssen und beschliessen, dass sie nie und nimmer Bäcker, McDonaldsarbeiter oder Tankwart werden möchten.

Nach 40 Minuten Fahrt riechen wir das Schwarze Öl und kommen Minuten später an gigantischen Raffinerien vorbei, die im Dunkel der Nacht voll erleuchtet sind. All die Lämpchen zwischen den rauchenden Kaminen erinnern mich an einen Christbaum und an Weihnachten. Ein surreales Bild!

Wir fahren weiter auf der Autobahn und suchen im Dunkeln den Eingang zum Park. Wir hätten erwartet, dass der Sonnenaufgang um 6 Uhr sein würde... aber das hat man davon, wenn man sich auf das Gefühl verlässt, anstelle sich zu informieren. So sind wir im Park, weit und breit keine Menschenseele auszumachen, dunkelste Nacht und klirrende Kälte.

Wir können im Dunkeln die Reflektionen der Tieraugen wahrnehmen, bis wir aber unsere Scheinwerfer auf die ausgemachten Tiere richten (drei grosse Hirschkühe), sind diese schon im Wald verschwunden. Plötzlich erblicken wir dunkle Schatten am Strassenrand. Reto drosselt das Tempo massiv. Es sind schlafende Büffel. Sie schrecken durch das Scheinwerferlicht auf und wir finden uns plötzlich inmitten einer Herde Büffel wieder. Diese wissen noch nicht ganz genau, wo sie sind und vor allem was ein Auto ist. Roman meint: „Wenn ich das Fenster runter lass, kann ich sie streicheln!“ „SICHER NICHT!!“, befehlen wir ihm. Andrin und mir ist es etwas mulmig zumute, die Tiere irren erschrocken um unser Auto herum (etwas zu nahe für meinen Gusto). Wir geniessen den Moment trotzdem.

Langsam geht die Sonne am Horizont auf und der Mond verschwindet auf der gegenüberliegenden Seite. Wir parkieren das Auto und steigen aus. Wir wollen zum See hinunter wandern, es ist immer noch bitter kalt. Ein dampfender See liegt vor uns, lediglich ein kleiner Trampelfad müssen wir hinunter gehen. Roman springt wie ein junges Reh durch das Waldstück und wir versuchen, ihm im Tempo zu folgen, so erfrieren wir wenigstens nicht.

Voller Freude ruft Roman: „Schau, da hat es noch eine Bisson-Herde!“ Und wirklich, ein paar Meter vor ihm erheben sich die aufgeschreckten Tiere. Ich verstecke mich gleich hinter einem Baum... Roman läuft unbeeindruckt weiter!!! Herrgott, Kind, komm sofort zurück! Er sieht zwar nicht ein, warum er nicht durch die Büffelherde durchgehen darf, aber die Vernunft siegt. Wir erklären den Buben, wie sie sich verhalten müssen, falls ein Büffel auf sie los kommen würde (hinter einem Baum verstecken, denn Büffel sehen nicht sehr gut, können nur ausmachen, was sich bewegt).

Wir beschliessen infolge der kalten Temperaturen im Auto unseren Ausflug weiter zu unternehmen (wohl auch wegen der Büffel, die überall sind....). An einem See entdecken wir zwei Biber, die aus dem Wasser geklettert sind und gemütlich an einem Ast Blatt für Blatt abknabbern. Welch ein schönes Bild.

Die Sonne hat sich hinter einer Wolkendecke versteckt und es ist immer noch zu kalt für eine Wanderung. Wir fahren nach ca. zwei Stunden Parkbesuch sehr, sehr müde zurück. Ausser Reto schlafen alle im Auto ein und träumen von diesem schönen Ausflug.

http://www.pc.gc.ca/eng/pn-np/ab/elkisland/index.aspx