Backpacker - 24. Dezember 2009

Aus Not oder auch aus Neugier, haben wir die letzten 10 Tage in Sydney in einem Backpacker Unterschlupf gefunden. Für $ 140.-- pro Nacht verbringen wir die Zeit hier zwischen Ungeziefer und auf plastiküberzogenen Matratzen schwitzend in einem bescheidenen Viererschlag. Der ganze Backpacker ist aber recht ordentlich und sauber und gegen die kriechenden Viecher haben wir kurzerhand einen Giftspray gekauft und eines unserer Moskitonetze vor die Balkontüre gehängt... somit ist unser Schlupfloch ab sofort mücken- und kakarlakenfrei.


Ein Hotelzimmer konnte für die Silvesternacht nicht mehr gefunden werden, und wenn, dann nur in Höhe von über $ 2‘500 (pro Nacht!!). Das Silvesterfeuerwerk und die anschliessende Party in Sydney soll eines der drei grössten Feste weltweit sein. Somit sind wir wohl nicht die einzigen, die hier her gepilgert sind. In unserer Zimmernot offerierte uns ein Backpacker, dass wir im letzten Zimmer unterkommen könnten, aber nur bei Buchung der gesamten Dauer (10 Tage). Uns soll‘s recht sein, denn so sind wir inmitten des Geschehen und inmitten des Redlightdistricts ... sehr zur Freude unserer Söhne, die mit offenen Mäulern jeweils die Prostituierten begaffen und voll neugieriger Fragen sind.


Ursprünglich hatten wir ja eine Unterkunft bei einer Couchsurfing Familie in Sydney abgemacht, doch daraus wurde leider nichts, daher waren wir plötzlich obdachlos. A propos obdachlos: Gestern Abend fanden wir in einem Park vier derselben, diese waren aber nicht der Grund unseres Besuches, sondern der Baum, der in der Mitte des Parks stand. Dieser war nämlich voller Flughunde, die ihre Runden über unsere Köpfe zogen und sich genüsslich an den reifen Früchten labten. Einen pelzigen Kopf in der Farbe und Form eines Fuchses, Flügel wie eine Fledermaus, an den äusseren Flügelenden krallige Greifdinger, mit welchen sie sich flink über das Geäst bewegen, als wären sie ein Eichhörnchen. Das war echt spannend!


...aber eigentlich wollte ich über den Backpacker und dessen Bewohner schreiben! In diesem hier hat es vorwiegend Iren. So beobachten wir die Brutzelkünste der weisshäutigen Rotschöpfe. Am Anfang stehen perfekte Zutaten: Hühnchenfleisch, Karotten, Kartoffeln, Zwiebel. Es wird alles geschnipselt und separat angebraten. Soweit so gut, doch was danach geschah, sprengte unser Vorstellungsvermögen. All die feinen Zutaten wurden in eine ofenfeste Form gegeben und mit ein wenig Wasser abgeschmeckt, um dann weitere 30 Minuten im Ofen bei hoher Hitze zu verschmelzen ... wohl um ihrem flüssigen Zustand nahe zu kommen. Vorteil, man kann die ganze Masse danach mit einem Strohhalm aufschlürfen. Wobei die Suppen, die die Asiaten kochten, ganz und gar nichts Gemeinsames mit den Irischen Kochkünsten am Hut hatten ... und ich glaub auch nicht, dass das Gericht als Suppe gedacht war, assen sie es nämlich mit Messer und Gabel (??)!


Der Schreck dieser Beobachtung nach wie vor in unseren Gliedern sitzend, beobachtete ich, wie eine weitere Irin heute Morgen ein Frühstück zubereitete. Wiederum, der Anfang war nachvollziehbar. Sie nahm Eier, Milch, Mehl und klopfte das ganze zu einem flüssigen Teig, dann kamen Nüsse hinzu ... auch noch gut, sie klopfte weiter und dann zu guter letzt versenkte sie eine Dose sprudelndes Orangina in der Masse!


Mich überrascht es auf jeden Fall nicht mehr, warum Jamie Oliver so einen Erfolg mit seinen Kochshows und -büchern vermelden kann, versucht doch dieser, die anglosächsischen Inselbewohner mit Olivenöl und etwas Knoblauch zu einem neuen Esserlebnis zu verhelfen. Es muss doch nicht alles weichgekocht werden, das Altersheim kommt doch früh genug!