Der letzte beisst in die Hunde - 6. März 2010

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Wir haben es gefunden! Das Vietnam, das uns gefällt und nicht etwa in einem von Touristen unberührten Ort, nein, sondern in dem Touristenmekka der Chinesen: Bai Chay an der Halong Bay.


Wir waren ja per dreitägiger Pauschaltour mit einer vierzehnköpfigen, spannenden internationaler Touristengruppe in die Halong Bucht gefahren. Alles war perfekt organisiert, schön zurechtgelegt, mal 30 Minuten Pause hier, mal organisierter Fototermin da. Leider konnten wir uns nicht an das Programm halten (!!) und sind zusammen mit einem Ehepaar aus Berlin noch vor dem Ende der Tour aus der Gruppe ausgeschieden (freiwillig unsererseits ... wir haben uns gut benommen ... wir wurden nicht rausgeworfen!!! Wirklich). Auf jeden Fall liessen wir die Gruppe ziehen und wir taten, was wir in solchen Situationen immer tun: Ein Hotel suchen.


So endeten wir in diesem Kaff, welches vor allem aus vielen grösseren und kleineren Hotels besteht und in der Saison von abertausenden chinesischen Touristen bevölkert wird. Doch momentan ist Flaute, kein Chinese weit und breit und ausser uns sechsen ist kein Tourist von nirgendwo. Es ist ruhig, die Menschen sind entspannt, der Verkehr verläuft gesittet, die vietnamesischen Bettler bebetteln Vietnamesen und alle haben für alle ein Lächeln übrig. Man darf die Leute fotografieren und statt dass sie von einem einen Dollar wollen, laden sie uns zu einem Schwatz ein. Dieser hingegen unterhält die Umgebung mehr als den Einladenden, da wir uns mit Händen, Füssen und was wir sonst noch so haben, verständigen müssen, denn Englisch, Französisch oder Deutsch spricht hier keiner.


Während dem Essen im Restaurant setzten sich ein paar Vietnamesen an den Nachbartisch, auf den Tisch stellen sie einen leicht transparenter 10-Liter Kanister. Dieser ist bis zur Sechslitermarke gefüllt. Wir fragen mit viel Gestik, was denn da drinnen sei ... fürs BRRM BRRM oder was? Einer der Männer holt ein Glas, füllt dieses 3/4 auf und hält es uns lachend entgegen. Scheu schnüffle ich an der klaren Flüssigkeit und wagen einen Schluck, dieser wiederum lässt meine Augen sogleich aus dem Kopf springen und ich winde nach Luft. Herrgott, ist dieses Zeugs scharf!!! Die Männer lachen alle schallend. Das Glas Reisschnaps wird herumgereicht.


Wir gehen auf den Markt. Dieser ist für ostasiatische Verhältnisse äusserst sauber und ordentlich. Fleisch hängt am Schatten, die Fische zappeln auf Matten um ihr Leben und Ratten sieht man nur tot auf dem Abfallberg ausserhalb der Markthalle. Die grösste Kleidergrösse, die es zu kaufen gibt, wäre Andrin schon vor drei Jahren zu klein gewesen und die Händler präsentieren uns ihre Auslagen voller Stolz.


Wir werden Zeugen, wie Frauen Hühnern die Kehle durchschneiden, das Blut abtropfen und die Vögel nach einem heissen Wasserbad sauber rupfen. Frauen zeigen uns lachend, wie sie frische Schweinsohren und     Haxen mit Einwegrasierer enthaaren und weisen auf meine Stoppeln an den Unterschenkeln hin. Ablehnend bedanke ich mich für das Angebot, was zu einem lauten Gelächter auf dem Markt führt.


Andrin kommt plötzlich ganz aufgeregt angerannt: „Kommt schnell, da liegen Hunde!“ „Ja, die gehören auch zum Markttreiben.“ Wir eilen hin und stellen fest, dass eilen nicht nötig gewesen wäre. So haben wir Hunde noch nie auf einem Markt gesehen!