Dharavi - 16. April 2010

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Ich mag so Touristentouren nicht, mochte sie nie wirklich und trotzdem muss man ja gewisse Dinge fast machen, wenn man vor Ort ist. Slamdog Millionaire war ja wirklich ein super Film und unterdessen organisieren geschäftige Inder Touren durch den Dharavi Slum, einer der grössten der Welt. Wie viele Menchen hier leben, weiss keiner ganz genau, aber es sind viele!


So kämpfen wir uns heute Morgen mit dem Taxi in dieses Gebiet und stellten fest, dass das Ganze doch nicht so touristisch ist, wie wir dies befürchtet hatten; wir fanden nämlich kein Organisator und so standen wir inmitten Wellblechhütten und freundlich lachender Kinder. Wir entschieden uns, doch einem Tourguide anzurufen. Eigentlich, so fanden wir später heraus, werden am Freitag zur Zeit des Gebetes keine Touren gemacht und so fanden wir uns plötzlich inmitten hunderter Muslime wieder, die sich alle auf Kommando verbeugten, auf die mitgebrachten Teppiche knieten und beteten. Ein ganz wundervolles Bild, das wohl selten bis gar nie ein Tourist zu Auge bekommt, geschweige denn noch eine weisse Frau!


Der Dharavi Slum ist sehr organisiert und strukturiert, überall wird Abfall sortiert, zerkleinert und entsprechend wiederverwertet. Farbresten in Eimern werden ausgebrannt (!!) und die Metallhülle zurecht geklopft. Eine gigantische Recyclinganlage. Das grosse Übel ist, dass sämtliche Gifte und Laugen überall herumliegen. Auch ein Sari-Stick-Atelier besuchten wir, der Anblick all der am Boden hockenden stickender Kinder stimmte uns sehr nachdenklich. Ein wenig scheint man sich der Missstände bewusst zu sein, denn fotografieren ist auf dieser Tour verboten.


Kleinkinder spielen und verrichten ihr Geschäft auf den Abfallbergen und das Gewässer, das aus dem Slum fliesst, ist eine zähflüssige schwarze, beissend stinkende Masse. Ganz, ganz schlimm! Mir tut das Meer leid, das diese Brühe absorbieren muss.


Trotzdem ist Dharavi wohl DER Vorzeigeslum Mumbais und nicht wirklich repräsentativ für das überall existierende Elend, denn auf dem Weg vom Hafen in die Stadt sind wir an Slums vorbei gefahren, die mir Tränen in die Augen trieben und deren Anblick mich sehr an Bilder der Flüchtlingscamps Afrikas erinnerte. Unser Guide bestätigte: „Dharavi ist der Slum, wo die unterste Schicht Indiens gerne wohnen und arbeiten würde.“ Traurig, denn Dharavi ist definiv ein Ort, den ich keinem als Lebensort, geschweige denn Lebensziel wünsche.