Ein Lebenswerk - 15. Dezember 2009

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Um 19 Uhr ist Besammlung bei der Loggerhead Riesenschildkröten-Station. Nebst dem Schutz dieser vom Aussterben bedrohten Tiere, geht es hier auch darum, die Touristen aufzuklären und zu sensibilisieren.


Es hat einige Leute und da wir etwas kurzfristig diesen Ausflug gebucht hatten, erhalten wir einen rosa Kleber für die dritte Gruppe. Hoffen wir also, dass auch wirklich drei dieser wundervollen Meereswesen heute an diesen Strand kommen werden, um ihre Eier abzulegen. Das Warten beginnt. Wir lesen alles im Informationszentrum und wollen möglichst viel erfahren, was die Forscher hier schon herausgefunden haben. Die Zeit vergeht überraschend schnell. Wir warten unter dem klaren Sternenhimmel und über uns ziehen Flughunde ihre nächtlichen Runden. Sternschnuppen werden gezählt und ein milder Wind säuselt uns um den Kopf.


Nach drei Stunden ertönt: „Gruppe drei, Besammlung am rechten Steg!“ Wir freuen uns und sind richtig aufgeregt! Durch das Dunkle der Nacht tasten wir uns über den Sandstrand. Wir müssen noch einmal warten, bis die Schildkröte ihr Ablagenest zu graben beginnt. Die Kinder sollen vorkommen. Sie dürfen in die erste Reihe sitzen und so einen Schutzwall zur Schildkröte bilden. So gehen wir als erste zum Tier hoch, welches sich am Ende der Düne niedergelassen hat und mit den Hinderbeinen ein 60cm tiefes Loch in den Sand gräbt. Es wird eine kleine Taschenlampe hingelegt, so dass wir diese Tätigkeit beobachten können. Abwechselnd mit ihren Hinterflossen greift sie in das Loch, um dann jeweils eine handvoll Sand sanft herauszuheben. Rechts, links, rechts und dann wieder link mit einer sanften Regelmässigkeit. Fantastischer Anblick.


Die restlichen Leute unserer Gruppe werden zu ihr geleitet und da plötzlich bröckelt der Sand unter ihrem Gewicht ein und das Loch scheint einzubrechen. Die Forscher werden nervös und beschliessen, dass die Besucher lieber wieder an den Strand runter gehen sollen. Im Augenwinkel sehen wir, dass das Tier das Loch verlassen und sich gegen das Wasser gewendet hat. Sie verlässt die Brutstätte und bewegt sich gemächlich zurück in die Wogen des Meeres. Sie wird innert der nächsten fünf Tage wiederkommen, um ein neues Loch zu graben.


Die Forscher lassen uns in der dunklen Nacht am Strand stehen und gehen auf die Suche nach einer weiteren Schildkröte. Die Gruppe entdeckt eine hell leuchtende Sternschnuppe und ein „AAAHHH“ geht durch die Reihen. Wir stapfen wider über den Sandstrand, der Sternenhimmel ist unterdessen noch intensiver am leuchten. Eine neue Schildkröte ist gefunden und wieder dürfen die Kinder als erste hoch gehen und sich hinter dem Tier auf den Boden setzten. Die werdende Mutter gräbt noch vier, fünf Mal, dann neigt sich ihr Panzer gegen das Loch, ein Hautkanal kommt hervor und daraus plumpst ein kugelrundes weisses Ei. Noch eines und noch eines. Insgesamt legt sie 130 Eier ab uns und wir dürfen dieses Schauspiel hautnah miterleben!


Plötzlich kommen zehn Leute mit Helmen und Taschenlampen darauf, wir entdecken dazwischen Dr. Limpus, der Gründer dieser Station, der sein Leben dem Schutz dieser wundervollen Meerestiere verschrieben hat, ohne seine Entschlossenheit, wären diese einmaligen Tiere hier an dieser Küste wohl bereits ausgestorben. Neun junge Biologen folgen ihm im Schlepptau, sie beginnen emsig damit, sämtliche Forschungsdaten über dieses Tier einzufangen. Die Schildkröte wird vermessen, das Nest gekennzeichnet und Dr. Limpus hält ein Ultraschallgerät in der Hand, bringt Gele daran, greift mit der Hand unter den Körper des Tieres und wir dürfen miterleben, was sich im Bauch der Schildkröte abspielt. Wir sehen die Eier, welche sich noch darin befinden, sowie die Eierstöcke, die parat sind für die nächsten zwei Ablagen. Die Forscher bringen dem Tier eine neue Markierung an, da die alte nicht mehr gut genug sei und wir dürfen Fragen stellen. Wow! Alleine schon die Eiablage wäre so spannend gewesen, dass wir aber den Forschern live über die Schultern schauen durften, macht das Erlebnis noch einmaliger. Wir dürfen das müde Tier an den Strand begleiten und winken ihr zu, wie sie schwerelos von den Wellen zurück ins Meer getragen wird.

http://www.a-z.ch/news/vermischtes/lebenswerk-5219791