Frühlingserwachen - 22. November 2009

Schon komisch, wir telefonieren mit unseren Freunden und Eltern in der Schweiz und alle erzählen uns von einem milden Herbst und dass die Bäume kein Laub mehr haben, vom Nebel und den herbstlichen Abenden. Wir wiederum sitzen hier im blühenden Neuseeland, die Amseln singen ihr gewohntes Frühlingslied, die Gänseblümchenköpfchen öffnen sich im Gras und suhlen sich in der Sonne, die Bäume tragen die frische Frühlingsmode in zarten Grüntönen und stehen in üppiger Blütentracht am Strassenrand, dass man den Anschein haben könnte, sie stehen für eine Modeschau Spalier.


Die ganzen Gefühle, die einem im Frühjahr überfallen, dachte ich bisher immer, kämen davon, dass man kalte Monate und lange Winterabende vor dem Chemine verbracht hat und durch den Mangel an Frischluft hervorgerufen werden – weit gefehlt! Ich bin weder seit Wochen in ein Haus gesperrt, noch habe ich (ausser einen Tag in Banff) Winter die Hand geschüttelt. Auch waren die Temperaturen bisher auf der anderen Messskala angebracht, als jener der kalten Monate. Also, können meine Frühlingsgefühle, die übrigens nicht nur ich habe ... sondern meine drei Männer ebenfalls (!), kaum auf den überstandenen Winter zurück geführt werden. Uns überfällt ein Drang, etwas zu machen – umzubauen, zu verändern und zu renovieren.


Johannas Haus können wir ja kaum einem bradschen Umbau unterwerfen: „Surprise – surprise .... wir dachten, wir könnten mal die perfekt funktionierende Küche umbauen, die Wände einem neuen Farbton verpassen, die Fenster vergrössern, um die Frühlingssonne reinzulassen....“ Zumal eine Woche dazu auch zu wenig Zeit wäre!


So sitzen wir am Frühstückstisch und diskutieren aktiv miteinander, was wir alles umbauen wollen – werden, wenn wir denn mal wieder daheim sind! Die Pläne sind so konkret, dass wir gleich ins nächste Flugzeug steigen könnten, daheim in den Baumarkt fahren, per Internet die Mulde bestellen und die Handwerker aufbieten, so dass alles parat ist, wenn wir denn in Widen ankommen.


Zwei Sachen stehen uns jedoch im Weg:


1.Das Haus ist vermietet und die Mieter hätten wohl nicht allzu sehr Freude daran, wenn wir Wände rausspitzen würden und

2.Wären die Umbaufrühlingsgefühle wohl weggeputzt, würden wir die herbstlich nackten Bäume vor uns sehr, das Nebelmeer aus unserem Wohnzimmer bestaunen und die Temperaturen uns nicht dazu ermutigen, Löcher in Aussenwände zu bohren....


Somit entschliessen wir uns dazu, auf der Reise zu bleiben und unsere Pläne auf Papier festzuhalten und unsere Kreativität im Laufen um den See abzureagieren, den Frühling zu geniessen und weiter zu träumen!