Gottes Hand - 23. Oktober 2009

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Nach einer Woche Rarotonga (der Hauptinsel, der Cook Inseln) wollten wir das ultimative Paradies kennen lernen und sind auf die nächst kleinere Insel Aitutaki geflogen (1 km breit, ca 4 km lang, 1900 Einwohner). Der Ruf der Aitutakianer ist nicht der beste... man erzählt sich auf Rarotonga, dass die Menschen auf Aitutaki ihre Nasen sehr hoch tragen würden, denn sie glauben, ein ganz besonderer Mensch zu sein, weil im Paradies geboren. Sie nennen sich ‚Gottauserwählte’, ... glauben sie zumindest.


So schlagen wir uns die Zeit auf dieser wundervollen Insel um die Ohren und nerven uns eigentlich mehr an dem Faulsein der Einheimischen, als dass sie uns damit anstecken. Der Tag hat plötzlich viele Stunden und die Hitze ist zwar noch nicht sehr heiss, für uns aber doch schon genug brütend.


Heute Morgen beschloss Reto im lokalen Dorfladen nachzufragen, wer ihm hier einen Haarschnitt verpassen könnte. Es gebe keinen Coiffeur auf Aitutaki! So kam er etwas frustriert zurück und meinte, dass wenn man den Asiaten nach solchem fragen würde, der Antwortgeber immer einen Haarschneider kennen würde, irgend eine Schwester oder ein ferner Cousin würde ihm für Geld sicherlich die Haare schneiden.


Der langen Haarpracht nicht entledigt, fragt mich Reto, ob ich nicht so gut wäre und ihm die Haare schneiden könnte. Da ihm die Coiffeuse in Bremgarten bei seinem letzten Besuch ins Ohr schnitt, kann es ja wohl nicht schlimmer kommen! Somit setzte ich die Schere an und bin, nach getaner Arbeit, mit dem Resultat zufrieden, Reto auch!


Aber zurück zur Urgeschichte. Die Menschen hier geben sich schon so, wie wenn sie etwas ganz Besonderes wären. Ich sitze also unter einer Palme und lese ein Buch und da kommt eine ältere, hagere Dame mit einer Brille auf der Nase, die ihre Iris aus meiner Sicht verdoppelt, zu mir. Stellt sich mächtig in Position und meint: „Stellen sie heute sicher, dass der Strand sauber verlassen wird ... vor allem von ihren Söhnen!“ „Entschuldigung?“ „Wir haben morgen Hotelinspektion, da muss alles perfekt ausschauen.“ Mir ist schon aufgefallen, dass mehr Personal hier rumputzt, als normal, Fenster wurden gereinigt, der Sandstrand gekehrt, sämtliche Böden nass aufgenommen... Ich schau die Frau verdutzt an und frage: „Gibt es einen Anlass, dass sie mir dies so sagen?“ „Nein“, meint sie. Ich sehe ihr aber an, dass etwas nicht in Ordnung zu sein scheint, sie steht auch immer noch hier. Ich frage daher nochmals: „Haben wir gestern irgend etwas liegen gelassen, weswegen Sie mir dies nun sagen?“ „Nein, nicht, also schon, ...“ „Was war es? Hatten wir eine PET-Flasche oder eine Sonnencreme liegen gelassen?“, will ich wissen. „Also, man sah, dass ihre Jungs hier im Sand gespielt hatten, sie hinterliessen ein Loch im Sand...“ „Wie Bitte, die 5 cm Vertiefung, die sie gegraben hatten für ihr Röhrenspiel?“ „Ja, es hatte Spuren von Ihren Söhnen im Sand...“


Dass sich mein Gesicht errötet, und dass dies nicht von der Sonne her kommt, brauche ich hier wohl nicht zu schreiben... Ich habe ihr gesagt, sie soll mir doch eine Liste machen, wie sie ihre heiligen Sandkörner gerne verteilt hätte, damit ich sämtliche Spuren von uns für Morgen beseitigen könne... sie meinte darauf, ich soll mich nicht so anstellen.


Diese, von Gott auserwählte blöde Kuh!