Homestay - 20. März 2010

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Homestay ist vergleichbar mit einem Bed and Breakfast, nur dass man hierbei sämtliche Mahlzeiten und allfällige Ausflüge in der Nachbarschaft auch noch inkludiert hat. Das Homestay haben wir mehr zufällig auf dem Internet gefunden und spontan gebucht. Als wir die Fr 300 für diesen Ausflug bar bezahlen mussten, war für uns auch schon fast klar, dass wir das Geld wohl abschreiben müssen. So waren wir denn positiv überrascht, als heute Morgen wirklich ein Mensch mit Auto vor dem Backpacker aufkreuzte um uns abzuholen. Dass der Fahrer nur noch ein Auge hatte, schockierte uns, doch Reto meinte: „Wir bezahlen ja schliesslich nur die Hälfte der üblichen Tourgebühren, da kriegst du auch nur einen halben Fahrer!“ Wie auch immer, wir waren bereit für ein Abenteuer (im Vorfeld haben wir aus Sicherheitsgründen übrigens noch den Eltern die Adresse vom Homestay gemailt, sollten wir aus dem Dschungel nicht mehr auftauchen...).


Im 4x4 rauschten wir zwei Stunden an abermillionen Palmölpalmen vorbei. Das in meinem Kopf vorherrschende Bild von Borneo, mit üppigen Regenwäldern, war nirgends aufzufinden! Dafür Palmen, Palmen und nochmals Palmen. Das Traurige daran ist, dass man bei uns vom Retten des Regenwaldes berichtet, aber der Regenwald gibt es bereits gar nicht mehr, so wie wir uns das vorstellen. Denn selbst das bisschen Regenwald, das es hier noch gibt, ist bereits ein Sekundärwald... aber dazu ein andermal mehr.


Irgendwann endete die geteerte Strasse und wir fuhren im Schritttempo auf Naturwegen weiter und mussten am Ende der Strasse auf ein Schiff umsteigen. Der Fahrer begrüsste uns herzlich und führte uns zum Haus seines Cousins. Da bezogen wir zwei einfache Gästezimmer und wurden alsbald schon zum Mittagessen erwartet. Uns wurde gezeigt, wie man sich die rechte Hand mit der dafür parat stehenden Vorrichtung wäscht. Unser Guide namens Ding zeigte uns, wie man mit den Fingern das Essen zu Klössen formt und diese gekonnt in den Mund spickt. Wir stellten uns noch etwas unbeholfen dar, sehr zur Belustigung der Familienmitglieder.


Da wir anschliessend zwei Stunden zur freien Verfügung hatten, gingen Roman und ich fischen. Die Bilanz: Roman drei kleine Fische, ich nix. Punkt 16 Uhr stiegen wir auf ein neues Motorschiff und fuhren damit den Fluss empor.


Endlich haben wir den Regenwald mit all seiner Vielfalt gefunden! Das Paradies auf Erden offenbart sich uns. Wir sitzen wie gebannt auf den hölzernen Latten und verfolgen gespannt die Tiere, die wir entdecken: Nasenaffen begrüssen uns mit ihrem komischen Lauten, Makaken streiten sich am Uferrand, Hornbillvögel kreisen ihre Runden, eine Giftschlange hängt im Baum und ein Wildschwein suhlt sich im Sand. Eine so wundervolle und faszinierende Flussfahrt habe ich noch nie erlebt!


Zurück im Homestay darf ich die Grossmutter beobachten, wie sie dem einjährigen Enkel mit einer Urgeduld das Essen mit der rechten Hand beizubringen ersucht. Wenn immer er mit der linken ins Essen greift, zieht sie ihm das Händchen kopfschüttelnd weg und gestikuliert, dass man mit dieser Hand den Popo säubert. Der Kleine geniesst all die Aufmerksamkeit und kommt kaum noch zum Essen. Wir lachen alle zusammen.


Zum Abschluss dieses wundervollen Tages gehen wir noch auf einen Nachtspaziergang durch den Dschungel. All die ungewohnten Stimmen und Laute versetzen uns in eine andere Welt und als mir Reto mit seinen Fingern von hinten leicht über den Hals krabbelt, bringe ich mit meinem Schrei sämtliche schlafenden Urwaldbewohner um ihre verdiente Nachtruhe.