Kaffee A.O.C. - 28. September 2009

Definitiv das Ding, das ich auf dieser Reise am meisten vermisse, ist ein guter Kaffee. Ich dachte nie, dass ich kaffeesüchtig sei, beobachte jetzt aber bei mir typisches Entzugsverhalten. So versuche ich, wo immer ich bin und etwas kaufen kann, das sich Kaffee nennt, dies auch auszuprobieren. Obwohl mein Verstand mir jeweils sagt: „Lass es, das wird nichts, du bist in Nordamerika!“

Angefangen hat die ganze Misere schon auf der QM2. Ich hätte es besser wissen müssen, die Engländer trinken Tee, nicht Kaffee... so habe ich die dort bestellte Filterpfütze, nach einem kleinen Schluck, gleich wieder zurück gegeben. Alles traue ich meinem Magen auch nicht zu!

McDonalds hat nun Kaffee im Angebot - ein Versuch wert. Ich sitze vor einem Styroporbecher, schlürfe an einer faden braunen Brühe und Reto lacht mich aus.

Neuer Tag, neuer Versuch: Tim Hortons. Eine Kaffeestubenkette (ganz in unsympathischer Fastfoodmanier, mit am Boden festgeschraubten Stühlen und Tischen) wirbt für ihren Cappuccino. Ich muss ihn probieren! Fazit = Der Zuckergehalt samt Vanillearoma übertönt den fahlen Geschmack. Kaffee kann man es nicht wirklich nennen.

Zum Frühstück im Hotel versuche ich ein Frischgebräu einer Kaffeemaschine im Stil von Nespresso. Nach Anreichern des Gebräus mit viel Milch, ist das Getränk trinkbar und eine Alternative zu Tee.

Ganz ohne Kaffee musste ich die letzten zwei Monate zum Glück auch nicht überleben: Ich war bei einer Künstlerin in Toronto auf Besuch, die aus der Schweiz stammt. Und was steht bei ihr in der Küche? Eine richtige Kaffeemaschine. Der daraus angebotene Kaffe war vorzüglich. Hab auch gleich Reto gerufen, der draussen im Auto auf mich wartete, um mit ihm dieses freudige Ereignis zu teilen! Sechs Tassen später verliessen wir glücklich und mit leichtem Herzflattern das Haus.

Manch einer sagt jetzt, aber im Starbucks bekommst du einen guten Kaffee. Ja schon, wenn man einmal herausgefunden hat, wie man einen Kaffee bestellt, ohne Hazelnuss-FrenchVanilla-Mint oder sonstigen künstlichen Aromasirup. Doch ein Problem bleibt auch da: Es gibt zwei Dinge, an die ich mich nie gewöhnen werde! Das erste ist, Rotwein aus Plastik- und das zweite ist Kaffee aus Kartonbechern zu trinken, da verzichte ich lieber gleich auf den Genuss.

Für mich wird klar, der Kaffee, den die Nordamerikaner trinken, dürfte nicht Kaffee genannt werden. Süd- und Mitteleuropa sollten ihren vorzüglich zubereiteten Kaffee A.O.C. (Appellation d’Origine Contrôlée) schützen lassen, so wäre es Nordamerika verboten, ihr Gebräu Kaffee zu nennen. Ich hätte auch schon einen passenden Namen: Siffbrühe oder auf Englisch = Siff Brew.

Ich leide weiter.