Kairo - alles andere als langweilig! - 8. Mai 2010

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Das ägyptische Museum hat uns heute nicht aus den Socken gehauen. Die Exponate waren wohl total faszinierend, doch die heiligen Hallen des Museums erinnerten uns mehr an ein archaisches, verstaubtes Archiv, als an eine weltbewegende kulturhistorische Schatzsammlung.


Am Nachmittag besuchten wir den Bazaar. Das Zocken und Handeln lieben wir sehr und so gefiel uns das Leben und die Hektik enorm. In Asien redete einem jeder mit „my friend“ an, hier aber schien man plötzlich mit jedem verwandt zu sein. „Come my sister“ oder „you need to buy from your brother“ ... und andere Dummsülze brachten uns zum Lachen. (Ich weiss ja schon, dass es heisst, der menschliche Ursprung liege in Afrika...)


Ein Verkäufer wollte mich restlos einlallen mit: „Oh is this your son? (Und zeigte auf Andrin)“ „Yes“, antwortete ich ihm, worauf er meinte: „Oh he is too old to be your son, you must be his sister!“ BLA BLA BLA!!


Ein anderer Händler wollte mir ein Geldbeutel aus echtem Kamelleder aufschwatzen, da ich dafür wirklich keine Verwendung fand, machte ich ihm ein sehr schlechtes Gegenangebot und er verwarf theatralisch seine Hände und ging in eine andere Richtung. Wie wir uns in einer Strassenecke auf dem Gehsteig ausruhten, kam er wieder angetrottet und machte mir ein neues Angebot. Da ich wirklich kein Bedürfnis auf ein neues Portemonnaie verspürte, fing ich ihn an mit den dummen Sprüchen einzugarnen: „You are my brother, so you need to give me very special discount...“ Er kam immer mehr in eine Sackgasse. Die umliegenden Verkäufer riefen ihm auf arabisch zu, er solle es sein lassen, ich würde doch nichts kaufen. Warum auch immer, er liess nicht locker und am Schluss kaufte ich zwei der Geldbeutel für kein Geld (Fr. 4.-- für beide zusammen) ... warum er auf den Deal einging, weiss ich nicht, jedoch zog er gehässig und fluchend von dannen.


Ich glaube, ich hatte wirklich ein super Geschäft gemacht, denn die umliegenden Händler waren danach ganz still und als Reto fragte: „Do you want to sell something to my wife?“ Meinten alle unisono: „No, no, it‘s okay!“ Und wir konnten den Markt ganz ohne Belästigung geniessen - jedenfalls für etwa 10 Meter, dann ging das Gestürm wieder von vorne los. An einem weiteren Stand mit Shishas und anderem Unverzichtbarem, beschwatzten mich gleich drei Ägypter halb in Trance, so dass ich umher schaute, drei Katzen am Boden vorfand und fragte: „You sell the cats?“ Der Verkäufer lachte herzlich und meinte: „SURE!“ Ich fragte ihn, welche denn die meisten Mäuse fängt. Er meinte, die Schwarze. „Okay, so I take the black one!“ Zu seinem HiWi befahl er: „Go, get a bag!“ Und mit einem schnellen Griff packte er die Katze und stopfte diese in die Tüte und gab sie mir. Ich wog das Ding in meiner Hand, machte eine unglückliche Miene und sagte: „This will not feed my family! You need to give your sister another cat!“ Und schwupsdiwups, lag auch schon die Schwarz-Weisse im Sack. Die umliegenden Touristen blieben unterdessen stehen und schauten mich mit sehr verärgerter Mine an!


Wir zockten weiter, bis er die dritte Katze auch noch in der Tüte hatte, dann liessen wir die Tiere mit ein paar Streicheleinheiten wieder in ihre wohlverdiente Freiheit zurück und wir lachten alle herzlich und verabschiedeten uns mit Highfives. So viel Stuss, wie ich heute auf dem Markt geschwatzt und so viele Bären, wie ich heute den Leuten aufgebunden habe, hatte ich schon lange nicht mehr. Das Leben auf dem Markt pulsierte, der Lärmpegel liess die Eingeweiden umhertanzen und der Boden schien zu beben, es war so ein richtig toller Tag!