Man of the Forest - 19. März 2010

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Heute besuchten wir das Sepilok Orang Utan Rehabilitation Zentrum, welches 1964, unter englischer Schirmherrschaft gegründet wurde. Hier finden Kranke, Verwundete und vor allem Orang Utan Waisen ein neues Zuhause auf Zeit. Viel zu oft müssen Orang Utan Mütter den Regenwald auf der Suche nach Nahrung verlassen und finden den sicheren Tod in einer der unzähligen Palmölplantagen. Sie werden auf ihren Streifzügen abgeschossen und hinterlassen Jungtiere, welche gerne als kuschelige Haustiere gehalten werden. Weil diese krank, zu gross oder einfach zu lästig werden, bringen die Einwohner die Tiere in das Zentrum. Hier werden sie ärztlich versorgt und wieder auf das Leben in freier Wildbahn vorbereitet. Diese Arbeit dauert mehrere Jahre, denn die jungen Menschenaffen müssen alles lernen, was sie sonst am Bauch ihrer Mama automatisch mitbekommen hätten.


Als erstes werden die Kleinen auf Herz und Niere untersucht und müssen mehrere Wochen in Quarantäne, um allfällige Seuchen zu verhindern. Danach verbringen sie Zeit im ,Kindergarten‘, wo sie sämtliche überlebensnotwendigen Fähigkeiten wie Auffinden von Nahrung, Nesterbau oder Klettern erlernen müssen. Wenn sie diese Station verlassen, kommen sie ins Reservat, wo sie mit den Geräuschen, Düften und Mitbewohnern ihres Habitats in Berührung kommen. Dies ist auch der Teil der Auswilderung, welcher Besuchern zweimal täglich kurz offen steht, dann nämlich, wenn den Tieren Milch und Früchte zugefüttert wird. Diese Rationen genügen nicht für den täglichen Futterbedarf, so dass sie lernen, sich aus der Natur selber zu ernähren.


Das Ziel des Rehabilitationszentrums ist es, die Tiere auf eine Auswilderung vorzubereiten und die Menschen für die „Man of the Forest“, wie die Orang Utans von den Leuten hier auf Borneo genannt werden, zu sensibilisieren. Die Regierung Malaysias stellt für die ausgewilderten Orang Utans ein Regenwaldgebiet in der Grösse des Kantons Aargau zur Verfügung.


Der traurige Hintergrund dieses Ortes wird vergessen durch den Auftritt der Betroffenen. Ich vernehme ein Rascheln aus dem Unterholz. Einer der Jungbäume schwankt stark von rechts nach links und da kommt er zum Vorschein, der erste Orang Utan. Sein orange leuchtendes Fell, die braunen Kulleraugen, der kecke Blick und seine verspielten Bewegungen lassen mich einen Moment vergessen, wie traurig doch die Geschichte um die Orang Utans auf Borneo wirklich ist. Ein zweiter taucht aus dem Gebüsch auf und schnappt sich die Milchschale und beginnt damit zu spielen. Er setzt sich in den Topf, dreht sich um sich selber, schluckt die Milch, spuckt diese wieder aus und stülpt sich die Schale als Hut über den Kopf, zwischendurch blickt er in die Zuschauermenge um sicher zu stellen, dass seine Show ankommt und er die Aufmerksamkeit der Zuschauer nicht verloren hat. Wären wir nicht aufgefordert, leise zu sein, hätten wohl alle laut gelacht.


Nach einer halben Stunde verlassen wir Sepilok, um eine wundervolle Erfahrung reicher, aber sehr betrübt darüber, dass wir wissen, dass der Orang Utan auf Borneo den Kampf gegen seinen zu 97,5% genetisch identischen Bruder, den Menschen wohl verloren hat. Ist es wirklich nur noch eine Frage der Zeit, bis auch das letzte Stück Regenwald hier vernichtet ist und man diese wundervollen Tiere nur noch in eigens für sie eingerichtete Reservate und Zoos antreffen wird?


Die Arbeit der Leute hier überzeugt, wer mehr wissen oder mithelfen will, kann dies unter www.orangutan-appeal.org.uk tun.