Mein Reiseführer ist alt - 27. Januar 2010

Reto hat uns für den heutigen Tag mental vorbereitet. Wir würden bei der Fahrt durch Bangkoks Kanalsysteme viel Armut antreffen. Zur Erinnerung, Reto war vor 20 Jahren schon mal hier. Er malte uns ein romantisches, aber eher trauriges Bild von Häusern, die man kaum so nennen kann, da sie schief und schräg ins Wasser hängen, von Frauen, die im Fluss ihre Wäsche waschen während dem Kinder daneben baden, Fischer darin fischen und das ganze übelst nach Fäkalien riecht... mit klaren Erwartungen stiegen wir ins Longboat, das mit seinem aufgesetzten Dieselmotor und der langen Schraubenachse genau so aussah, wie Reto es uns geschildert hatte.

Wir durchquerten eine Schleuse und starteten unsere Fahrt in die andere Welt. Wir fuhren an schönen Häusern mit blumendekorierten Balkonen und geputzen Gärten vorbei. Reto ermunterte uns: „Ich glaub, die Slums sind weiter hinten...!“ Doch die Häuser wurden nicht schlechter, sondern eher noch besser. Für Bangkok affluente Nachbarschaften, wechselten sich ab mit lauschigen Parklandschaften, in welchen Tempel standen. Gewaschene Wäsche hing überall, wir sahen in der stündigen Rundfahrt jedoch nur eine einzige Frau beim Waschen, beziehungsweise, wie sie ihre vollautomatische Waschmaschine füllte!!!

Bangkok ist offensichtlich vorangekommen in den letzten zwanzig Jahren und mein Reiseführer definitiv outdated. Dies ist mir nun zum zweiten Mal in Thailand passiert, denn schon den üppigen Regenwald zwischen Phuket und Bangkok, den mir mein Hausarzt aus seiner Erinnerung schilderte, ist in der Zwischenzeit der Zivilisation gewichen.

Schön ist‘s trotzdem.