Meine Frau, die Ilsebill - 16. April 2010

Der Mensch will wohl immer das haben, was er nicht haben kann. Das ist ein weltüberspannendes Phänomen. Zum Beispiel die Sache mit der Bräune. In den nördlichen Gefilden gibt man viel Geld für eine ‚gesunde’ Hautfarbe aus. Dank Solarium und Bräunungscremes kann dies auch in den eisigen, sonnenarmen Jahreszeiten daheim erreicht werden. Einen Ferienteint ist üblicherweise etwas dünkler und man stellt zur Schau, dass man sich Ferien im Süden leisten konnte. Auch ist das weisse Abbild einer Skibrille im braun gegerbten Gesicht ein stolzes Bild, das keiner mit Dummheit in Verbindung bringt.


In der Nähe des Äquators, wo die Hitze und Sonne täglicher Begleiter sind und man daher stets der Sonne ausgesetzt ist, verdecken sich die Menschen die Haut mit Tüchern, langärmligen Pullovern, Handschuhen und Kopfbedeckungen, die an Wüstensafaris aus Tausendundeinernacht erinnern. Der ganze Schutz-Modezirkus hat aber herzlich wenig mit dem Bewusstsein der Gefährdung der Haut durch Sonnenstrahlen zu tun, als viel mehr mit dem Verlangen, möglichst helle Haut zu tragen, denn Bräune bedeutet, dass man auf dem Feld Arbeit verrichtet und somit zur untersten Bevölkerungsschicht gehört.


Auch habe ich mit Erstaunen davon Kenntnis genommen, dass man sich in asiatischen Ländern mit Duschmittel wäscht und mit Hautcremes pflegt, welche Bleichmittel beinhalten, was wiederum Letzteres für mich in Frage stellt. Weiss gilt als gesund und erfolgreich. Bleichmittel für die Haut, das kann doch nicht gesund sein! Es ist doch absurd: Die Braunen wollen weiss sein, die Weissen wollen braun sein.


Wir haben beschlossen, zu unserer Hautfarbe zu stehen, versuchen uns mit der grössten Vorsicht vor den gefährlichen Strahlen zu schützen und schmieren uns stets mit Schutzfaktor 30 ein. Dies bedeutet, obschon wir fast den ganzen Tag unter freiem Himmel sind und der glühenden Sonne ausgesetzt, einen der vielen schönen Strände dieser Welt geniessen, sind wir immer noch recht bleich. Drum, wenn wir dann mal heim kommen, soll mal keiner fragen: „Hattet ihr immer Regen?“