Mekong - Fluss des Drachen - 17. Februar 2010

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Um der gigantischen Touristenfalle im Mekongdelta zu entgehen, buchen wir keine dieser 0815 Backpacker Touren, vor denen wir gewarnt wurden, sondern beschliessen, das Abenteuer auf eigene Faust zu machen. Etwas müde von der grossen Bustour vom Vortag, buchen wir kurzerhand ein Taxi für die 70 km lange Fahrt. Die Kosten von knapp über Fr 50 finden wir vertretbar.


Wir rauschen hupend an den vielen Töfflifahrern und Reisfeldern vorbei um in My Tho vor einem Hotel abgesetzt zu werden. Das Zimmer für Fr 20 pro Nacht hat sogar Flusssicht! Wir wollen das Städtchen erkunden und reissen uns aus den Verkaufsfängen des Hotelpersonals, das uns unbedingt eine Mekongfahrt verkaufen will. Aber wir wissen ja unterdessen: Wenn die so penetrant sind, muss es das Ganze ausserhalb des Hotels für weniger als die Hälfte geben. Und wie Recht wir doch haben! Anstelle der 1,2 Mio Dong, die der Hotelmensch für die Tour wollte, verhandeln wir die Fahrt auf 250‘000 Dong (= Fr 16) runter. Wir fahren über den Mekong, durchstreifen lauschige Kokosnussplantagen in einem Kanu, rasen Wasserwege hinauf und beobachten das Treiben und Leben am Flussufer. An den Souvenirständen, die überall, wo wir umsteigen müssen, stehen, eilen wir nichtskaufend vorbei. Mit vielen Eindrücken im Kopf geht es zurück zum Hotel.


Wir befinden uns auf einem Boot inmitten einer der neun Mekongarme, ich drehe meinen Kopf und sehe, dass unter dem Holzboden ein Qualm heraufsteigt. Der Fahrer sieht dies ebenso, hebt eine Holzplanke weg, nimmt einen Schlauch, dessen anderes Ende im Fluss ist und übergiesst den Motor mit kühlendem Wasser. Kurz darauf stellt er fest, dass das wahre Problem wohl in der Schiffsschraube liegt. Es muss sich etwas darin verkeilt haben und drum hat der Motor zu heiss gekriegt.


Der Bootsführer schaltet den Motor aus, legt sein Natel und sein Geldbeutel auf das Schiffsdeck, zieht sein T-Shirt aus, klammert sich mit den Füssen am Schiff fest und taucht kopfüber unter das Boot. Wir sehen für ein paar Minuten nur noch seine Füsse (siehe Foto oben) und treiben gemächlich den Mekong runter... wie lange kann der gute Mann seine Luft anhalten! Der taucht ja gar nicht mehr auf! Wir warten und lachen über den heissen Motor und inspizieren aber auch schon mit einem Auge die Schwimmvesten. Unser Fahrer taucht wieder auf, schüttelt kräftig seinen Kopf, startet den Motor und fährt zurück.


Mehr oder weniger festen Boden unter den Füssen, finden wir uns inmitten Wellblechhütten wieder. Vor einem Haus hängt die Wäsche und zwar alle, nicht nur die Frischgewaschene, auf einer kleinen Brücke zwischen den Häusern, über dem Mekong putzt ein Mann seine Zähne, Kinder planschen vor uns im Wasser umher und spielen mit dem Abfall und allem Angeschwemmten und hinter uns hängt ein Mann kopfüber vom Steg und übergibt sich mehrere Male, wohl ein Resultat der andauernden Neujahrs-Feierlichkeiten. Überall wird gekocht und Suppen dampfen friedlich vor sich hin. Es stinkt abwechselnd nach Fäkalien, Haustieren, Essen oder Benzin. Beim Betrachten frage ich mich, in welchem Jahrhundert ich mich befinde. Nur der Blick in die Ferne lässt keinen Zweifel aufkommen, denn hinter My Tho erhebt sich über dem Mekong eine ultramoderne Brücke, kein Jahr alt, architektonisch gelungen und nachts perfekt beleuchtet (siehe Foto unten). Ein Symbol des Fortschritts und der Technik. Welch ein Gegensatz!


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