Milch ab Kuh gefällig? - 29. November 2009

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Ich habe wieder einmal ein Couchsurfing abgemacht, dieses Mal bei einer Familie mit drei Buben, welche in der Nähe der Bay of Plenty ein Haus bewohnt. Wir fahren ins Dorf, ein Minidörfchen mit einer Tankstelle und einem kleinen Laden, wo man die täglichen Bedürfnisse mehr schlecht als recht decken kann. Wir finden die Adresse und sind etwas geschockt darüber, wie einfach gewisse Leute hausen, doch dies Kennen zu lernen, ist ja gerade das Abenteuer. Wir parkieren das Mietauto, steigen aus und klingeln an der Glocke, die neben der Türe hängt.


Die Türe bleibt zu, doch das Gartentor öffnet sich und eine Frau mit einem kleinen Blondschopf auf dem Arm begrüsst uns sehr herzlich und freundlich. Gefolgt von ihrem Mann und den beiden älteren Söhnen sowie zwei Freunde der Kinder, ist die Begrüssung sehr herzlich. Wir werden in den Garten geführt. Dieser ist überraschend gross und Pflanzen, die wir nur aus Italien oder Frankreich kennen, wachsen üppig in diesem. Ein Hund springt uns fröhlich entgegen und der kleine einjährige Knirps zieht uns alle mit seinem Schalk in seinen Bann. Es geht nicht lange, schon springen die Kinder auf dem Trampolin, schwimmen im Pool und wir sitzen gemütlich unter einem Baum und geniessen ein kühles Bier.


Jo und Brian, die Gastgeber, erklären uns, dass der Freund des ältesten Jungen, Nik ist sein Name, auf einer Farm mit 128 Kühen lebt. Sein Vater ist fürs Wochenende weggefahren und eigentlich sollte seine älteste Schwester auf ihn und die kleine Schwester aufpassen, doch die habe alles andere im Kopf... So sei Nik und seine jüngere Schwester fürs Wochenende bei ihnen, er müsse jedoch auf dem Hof die Kühe melken und habe die Verantwortung über den gesamten Hof!


Wow! Ich bin schon stolz, dass meine Buben auf ihr Gepäck selbständig aufpassen können und verantwortlich sind, dass ihr weniges Hab und Gut nicht verloren geht auf der Reise und hier ist ein Junge, der trägt die gesamte Verantwortung über einen Bauernhof! Um 14.30 Uhr muss Nik auf den Hof, um die Kühe zu melken. Brian will ihn nicht unbeaufsichtigt diese Arbeit verrichten lassen und will mit ihm mitfahren. Nik schaut uns an und meint: „Hey, wenn ihr mitkommen wollt, ich würde mich freuen!“ Das muss man uns nicht zweimal sagen!


Wir begleiten ihn natürlich. Auf dem Hof angekommen verschwinden die beiden Jungs und kommen nach ein paar Minuten, auf einer Honda 250er sitzend, wieder! Andrin findet das DAS Coolste überhaupt! Samt Hofhund spazieren wir gemütlich auf die Kuhweide und der Jungbauer öffnet die Tore und gibt dem Hund Anweisungen. Dieser wiederum führt diese genaustens aus und stellt sicher, dass alle Kühe in die Richtige Richtung unterwegs sind und keine zurück bleibt. Es ist eindrücklich zu beobachten, wie diese Arbeit zwischen Mensch und Tier beinahe lautlos und so eingespielt abläuft. Ich bin beeindruckt von diesem Jungen!


Die Kühe stehen in Reih und Glied vor den Melkmaschine und Nik springt mit einem Satz zu der Maschine runter und schon sind die ersten Kühe angeschlossen. Er holt eine Tasse hervor und spritzt aus einem Euter Milch und bringt uns die Tasse zum Kosten. Lauwarm und köstlich schmeckt sie! Die ersten zwölf Tiere sind am Melken und dann meint Nik: „Roman, Andrin, kommt doch auch hier runter. Ich zeige euch alles. Ihr könnt auch versuchen, eine Kuh von Hand zu melken!“


Ich versuch den Buben klar zu machen, dass SIE nur ein Paar Schuhe haben.... na, was soll’s!


Nik zeigt Andrin und Roman, wie man eine Kuh von Hand melkt und die beiden dürfen es probieren und die Milch spritzt! Da ruft Nik Roman zu: „Hey, öffne dein Mund!“ Und aus einiger Entfernung spritzt er ihm Milch aus dem Euter direkt in den Mund! Wir lachen alle! Andrin und Roman sind so begeistert, dass Nik ihnen die Melkmaschine erklärt und sie dürfen die Maschine direkt anbringen! Die Jungbauern geniessen dieses spontane Abenteuer so sehr und sie lachen und sind so fröhlich!


Schon lustig, dass wir um die halbe Welt reisten, bis unsere Kinder zum ersten Mal eine Kuh melken....