Mutprobe - 29. Oktober 2009

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„Ich schaff das nicht!“

„Doch, du schaffst das!“

„Nein! Gibt es nicht eine andere Art, ins Wasser zu steigen?“

„Doch... ich kann dich reinwerfen.“

„Das ist aber keine BESSERE!“

„Du hast nur nach einer anderen gefragt... Ich zähl jetzt auf drei, dann lässt du dich rückwärts fallen... du kannst das!“

Ich blicke noch einmal verzweifelt über die Schulter, ich sitze auf dem Bootsrand, hinter mir geht es einen Meter runter, dann sehe ich die Meeresoberfläche. Das Boot schaukelt gemächlich in den leichten Wellen, das Wasser ist klar, ich kann die Korallen auf dem Boden in 15 Meter Tiefe ausmachen. Mein Verstand sagt mir, du kannst dich nicht einfach rückwärts auf eine Oberfläche fallen lassen, das bricht dir das Genick! Onu schaut mich an und lächelt. Das hilft jetzt aber auch nicht! Ich klammere mich an seinem Unterarm fest, er meint: „Mädchen, du hast aber ein starker Griff!“ Mir ist jetzt das Spassen vergangen, denn ich höre, wie er zu zählen beginnt. Langsam aber sehr klar:

„EINS ... ZWEI ... „

Es gibt kein Zurück mehr!

„DREI...“

Ich drück mit der rechten Hand das Atemgerät und die Taucherbrille ans Gesicht, mit der Linken halte ich die anderen Geräte fest und lass mich fallen, gezogen von der Sauerstoffflasche, die bereits über den Bootrand hängt. Ich schlage auf dem Wasser auf und die Schwimmweste, die voll Luft ist, treibt mich sogleich an die Oberfläche. Ich lebe noch!! Ich hab‘s geschafft! Ich gebe das Zeichen, dass alles okay ist, da kommt auch schon Reto angeschwommen und ich sehe sein Funkeln in den Augen, auch wenn er eine Taucherbrille trägt!

„Du hast es geschafft! SUPER!! Ich bin so stolz auf dich.“

Wir tauchen ab, liegen in 13 Meter Tiefe auf dem Meeresgrund und machen unsere Übungen: Masken halb- und ganzfüllen und wieder leeren, Maske abnehmen und wieder anziehen, Atemgerät austauschen, Krämpfe lösen, Atmen mit kaputtem Gerät .... und vieles mehr. Da taucht aus der Unendlichkeit des Blaus ein grosses Tier auf. Es kommt segelnd auf uns zu. Es ist ein Manta! Er schwebt über uns, sein Schwumm gleicht einem Flug. Welch majestätischer Anblick! Spätestens jetzt ist jedem klar, warum wir diesen Tauchkurs gemacht haben. Es ist definitiv eine andere Welt da unten, und eine fesselnde dazu!