Oman hat Herz - 28. April 2010

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Die letzte Nacht verbrachten wir in einem Hüttenresort an einem lauschigen Sandstrand, der regelmässig von Riesenschildkröten zur Eiablage besucht wird. Wie wir gerade unsere Rucksäcke ins Auto luden, erblickten wir das traurige Gesicht eines Einheimischen am Strand. Wir rannten sogleich zu ihm hin, worauf er uns erzählte, dass er in der Nacht einen grossen wilden Hund verjagt hatte, der sich an zwei Nestern schlüpfender Schildkröten gütlich tat. Leider war es ihm nicht gelungen, alle Jungtiere zu retten und so lagen ein paar dieser süssen Tierchen leblos vor ihm im Sand. Die Traurigkeit erfasste auch uns sogleich, da entdeckte Roman vor sich im aufgebuddelten Sandloch intakte Eier, welche erst kleine Öffnungen aufwiesen, sicherlich aber unter der Bruthitze bald austrocknen würden. Vorsichtig öffnete er die ledrige Schale und hervor schauten jeweils zwei kleine schwarze Knopfaugen. Der Omani war offensichtlich glücklich, dass wir noch mehr lebendige Schildkrötenbabys gefunden hatten und trug diese zusammen mit Andrin und Roman ins Meer, wo wir alle zuschauten, wie sie davon schwammen. Nun konnte auch unsere Reise mit etwas Verspätung weiter gehen.


Fast alles fällt einem leicht in Oman, ausser das Kartenlesen. Die Beschilderung (wenn überhaupt vorhanden) ist arabisch und auch wenn es kunstvoll aussieht, helfen tut es nicht. Heute Nachmittag haben wir uns schon wieder verfahren. Statt beim Turm einer arabischen Stadtfestung, landeten wir im Innenhof eines Gutes. Während der Dreipunktewendung zwischen Dattelpalmen und Ziegen kam der Hausherr angeschwebt und so kamen wir in den Genuss der berühmten arabischen Gastfreundschaft.


Zuerst zeigte er uns das Gut, welches seinem Vater gehörte und heute die gesamte Familie beherbergt. Viele enge Treppen und Gassen durften wir durchwandern um am Schluss einen herrlichen Ausblick über die Stadt zu geniessen. Danach lud er uns zu Kaffee ein und entschuldigte sich sogleich, dass seine Frau nicht daheim sei und er uns nicht mehr offerieren könne. Seine zwei Söhne und die jüngste Tochter beobachteten uns neugierig. In der Zwischenzeit hielt der Schulbus und die fünfzehnjährige Tochter betrat die Runde. Der Vater, offensichtlich erleichtert, dass sich nun eine Frau im Haus befand, lud uns kurzerhand zum Mittagessen in sein Wohnzimmer ein.


Es wurde aufgetischt: Wundervoller Safranreis mit Lammspiesschen, Salat mit Limettensauce, Orangensaft und frische Früchte. Wir sassen alle zusammen auf den edlen Teppichen und zeigten uns gegenseitig Fotos. Wir erzählten ihnen, wie sich Schnee anfühle und sie wiederum zeigten uns einen Film über des Sultans Edelzucht von Araberpferden. Es stellte sich heraus, dass unser Gastgeber Mitglied der Geschäftsführung des „Oman Equestrian Federation“ ist und sein zwölfjähriger Sohn neben der Schule eine Ausbildung zum Jockey macht. Beeindruckt von der Gastfreundschaft und um eine einmalige Erfahrung reicher, machten wir uns nach über einer Stunde wieder auf den Weg, in der Hoffnung, diese wundervolle Familie auch einmal in der Schweiz bekochen zu dürfen.