Pipilotti Rist trinkt Menstruationsblut - 16. September 2009

Wir haben uns heute auf einen Museumsbesuch gefreut. Da sich das Museum an ein Wasserkraftwerk sowie eine Aluminiumfabrik anschliesst, schlossen wir daraus, dass es sich bei den Exponaten um Energieproduktionmaschinen sowie Metallverarbeitungserläuterungen handeln würde, und wir dabei ganz viel lernen könnten. Roman freut sich schon darauf, auf einem Fahrrad Strom zu erzeugen.

Der Eingang ist sehr grosszügig und die Architektur atemberaubend. Der Eintritt liegt mit $ 30.-- über dem, was wir für das Museum erwarteten. Egal, wir sind hier und gehen uns nun bilden.

Es steht ein Herr parat, der uns erklärt, er werde uns durch die Ausstellung führen (?). Wir haben das erste Mal ein komisches Gefühl. Im ersten Raum steht eine Maschendrahtskulptur, die etwas plump in der Form daher kommt. Die Statue ist mit roten Leuchtdioden umgarnt. Uns ist nicht ganz klar, was die roten Lämpchen bedeuten würden und warum diese um einen Frauentorso gewickelt sind.... aber Reto gibt sich alle Mühe, den Buben etwas über Elektrizität in Leuchtdioden zu erklären.

Der Herr in schwarz hebt hervor, dass wir die Tafel an der Wand über den Künstler und die Erklärung zum Werk lesen sollen. Hää? Grosse Fragezeichen entwickeln sich auf unseren Gesichtern. Wir tun, wie er uns gesagt ... und werden dabei auch nicht schlauer. Aufschluss über Energie oder Metallverarbeitung gibt es darauf definitiv keine.

Es ist dunkel in den heiligen Ausstellungshallen und wir sind die einzigen Gäste. Komische Stimmung. Wir gehen weiter, der nächste Raum öffnet sich und wir lesen zu Beginn die Tafelerklärung an der Wand. Es geht um das Erleben eines künstlichen Sonnenunterganges. Wir gehen durch die Aluminiumbogen, sehen die Lichtinstallation und versuchen uns vorzustellen, was wir sehen, oder woher wie die Assoziation zum Sonnenuntergang hernehmen können. Wir sind schlicht zu doof dafür. Selbst Reto fehlen die Worte und er weiss den Buben nichts zu erklären.

Wir kommen in den dritten Saal, da steht ein Tipi mit einer Videoinstallation über Indianer. Das einzige Geschmacksvolle daran ist lediglich das Sofa, worauf wir uns setzten dürfen (gemäss einem weiteren schwarz gekleideten Angestellten). Die Installation ist rottenschlecht!

Aus den übrigen Gängen des Labyrinths treten weitere schwarze Gestalten, die langweilig von einem Bein aufs andere treten. Es sind derer fünf an der Zahl. Vor uns öffnet sich ein weiterer gigantischer Saal, darin liegt eine weisse Installation, für dessen Betretung wir unsere Schuhe ausziehen müssen und fürs Anfassen, würden Gummihandschuhe bereit liegen, wird uns erleutert.

HALLLOOOOO WO SIND WIR HIER ANGEKOMMEN?

Unterdessen ist uns allen ein Licht aufgegangen: Die alte Aluminiumfabrik hat ihre wundervollen Räume für eine ultramoderne Kunstausstellung hergegeben.

Spätestens im Raum, der einer unorganisierten Sauordnung gleicht, mit einem ausgestopften Elch im obersten Regal liegend und mit ganz viel Müllartigem zugepflastert, reicht es mir endgültig und ich verlasse die Ausstellung, um mich demonstrativ auf einen Hocker zu setzten, ich klär aber vorher noch ab, dass dieser nicht zum Ausstellungsplagiat gehört.

Diese Ausstellung degradiert das MoMa in NYC zu fader Massenkunst, oder wie Roman treffend bemerkte: „Im MoMa war der Abfall wenigstens sortiert!“

Kunst ist ja bekanntlich Geschmacksache und man kann sich über vieles streiten!

Mich ärgern die $ 30.—Eintrittsgeld. Ich zieh die EC-Kartenquittung aus der Tasche, um mir den Schaden nochmals zu Gemüte zu führen. Da stelle ich fest, dass die Tussi an der Kasse die zwei Nullen für die Cents vergessen hat, einzugeben. Somit hat uns der Museumsbesuch gerade mal 30 Cents gekostet. Mehr war er auch auf keinen Fall wert!

Gerne hätte ich hier Fotos der ausgestellten Werke dokumentiert, doch Fotografieren war strikte verboten. Die wissen schon weshalb!

http://bazonline.ch/kultur/kino/Pipilotti-Rist-und-das-Menstruationsblut--ein-MarketingGag/story/20004749