Reise vs. Ferien - 15. Januar 2010

shapeimage_2 - 2023-10-05T172938525png

Wir haben festgestellt, dass es einen grossen Unterschied gibt, ob man in die Ferien fährt (für zwei - drei Wochen) oder aber, ob man eine Reise tut (wie wir für ein Jahr). Wir suchen unterdessen weder Erholung und Zweisamkeit, noch den Kontakt zu Deutsch sprechenden Mitteleuropäern ...wir wollen erfahren und erleben, wie die Leute des jeweiligen Landes leben, funktionieren, beten, kochen, essen, fischen, zur Schule gehen oder auch mal einfach ihren Feierabend verbringen. Bald einmal haben wir festgestellt, dass wir dieses in den touristischen Gebieten Thailands nicht vorfinden würden. So haben wir unserem Reiseabenteuer einen neuen Kick gegeben, indem wir in einen Bus steigen, ohne wirklich die genaue Destination zu wissen - respektive, wir kennen wohl den Ortsnahmen, da aber über diesen sehr wenig bis gar nichts auf Lonely Planet in Erfahrung zu bringen ist, wollen wir genau dort hin. So auch heute geschehen.


Wir wussten zwar, dass wir auf den Bus Richtung Bangkok steigen würden um diesen nach dreistündiger Fahrt wieder zu verlassen... so kam der Schaffner nach abgefahrener Zeit zu uns, weibelte mit seinen Händen vor uns herum und machte uns unmissverständlich klar, dass wir unsere Sachen packen sollten, da wir unser Ziel erreicht hätten und er uns nun hier im Niemandsland absetzen würde. Bestimmt wusste weder er, noch wir, was wir in Ao Prachuab genau suchen würden. So fanden wir uns plötzlich auf einer Strasse wieder, vor uns vier Rucksäcke, ein Angelrutenpack und eine Gitarre liegend, und wir alle mit ganz grossen Fragezeichen auf unseren Gesichtern.


Die Gunst der Stunde witternd, quatschte uns ein Mopedfahrer an, wir verständigten uns mit Händen und Füssen und erklärten ihm, dass wir ein Guesthouse in der Stadt suchten. „I will help!“, meinte er kurz und nahm sein Natel zur Hand. Wir gingen davon aus, dass er einen Freund mit einem TuckTuck rufen würde... da schauten wir mal nicht schlecht, als drei weitere Mopedfahrer plötzlich um die Kurve kamen. Es war nicht an der Zeit, irgendwelche dumme Sprüche oder Ängste zu entladen, so stiegen wir mit all unserem Hab und Gut vollgepackt auf den jeweiligen Rücksitz und hatten nur noch Zeit, uns mit einer Hand am Moped festzuklammern. Wir flitzten an wundervollen Tempelanlagen, Wasserkanälen und vielen wilden Affen vorbei. Den Wind nach wie vor im Haar, bremsten unsere vier Fahrer vor einem kleinen Guesthouse direkt gegenüber einer lauschigen Bucht. Wir bezahlten den Transfer und verhandelten mit der Hotelchefin einen Bettpreis von Fr 5.10 pro Person aus (zwei Zimmer mit Doppelbetten). Die Zimmer sind sehr sauber, die Toiletten einfach, ein Lavabo fehlt gänzlich, aber was soll‘s, wir legen unser Gepäck in die Zimmer und auf geht‘s zu Fuss, die Stadt erkunden.


Bald einmal stellen wir fest, dass hier wohl sehr selten westliche Touristen aufkreuzen, denn die beiden Thailänderinnen am Markt haben sich ein heftiges Wortgefecht geliefert, als sich Andrin eine Cola an einem Stand bestellte und er einen ungeheuerlichen niedrigen Preis dafür bezahlte. Die Marktfrau war es sich nicht gewohnt, den doppelten Preis für die Touristen abzuzocken (wie das sonst überall geschieht), was die Nachbarin mitbekam und diese dann erstere lautstark belehrte. Da Andrin aber sein Getränk schon bezahlt hatte, gab es kein Zurück mehr.


Wir haben uns den restlichen Tag die Füsse plattgetreten und sind begeistert von dieser anderen Welt, die sich hier für uns offenbart. Chumphon war schon sehr thailändisch und sehr, sehr wenig europäisch, hier kommen aber sogar Schulmädchen auf uns zugerannt und wollen uns interviewen. Uns gefällt es hier! Wir bleiben noch ein paar Tage!


PS: Auf dem Foto sieht man Andrin seine Cola trinken. Das Getränk wird jeweils in einen Plastiksack gefüllt... so dass die Marktfrau das Flaschendepot für die Glasflasche zurückholen kann. Eine kleine Flasche Coke kostet übrigens um die 15 - 20 Baht = Fr 0.65! Ein vorzügliches warmes Nachtessen mit Meeresgetier, Gemüse, Reis und Huhn inklusive einer bis zwei grossen Flaschen Bier und zwei Markenspruddeligetränken zwischen Fr. 4.-- bis Fr. 5.-- pro Person!