Sag mir was du isst und ich sag dir wo du bist - 26. März 2010

Einmal pro Monat schreibe ich einen Bericht für die BBZ. Wer diese Zeitung nicht abonniert hat, darf den Text auch so konsumieren:


Seit 250 Tagen durchstreifen wir die Welt, haben bisher elf Länder besucht, sind auf 27 Schiffen durch fliessende, ruhende oder auch aufgewühlte Gewässer gefahren, haben 22 mal ein Flugzeug betreten und dabei die Welt von oben genossen. Wir liessen uns 121 Mal in einem Restaurant das Nachtessen servieren oder zauberten aus ein paar Wenigkeiten 67 Eierbrötchen herbei. Das beste Essen während unserer Reise war unbestritten die selbst gefischten mit Knoblauch gegrillten Tintenfische, welche wir mit einem lokalen Fischer eines Nachts im Golf von Siam, Thailand fischten. Das schlechteste Essen wurde uns während einem Flug der Air New Zealand vorgesetzt. Dieses war so miserabel, dass wir keine Luftturbulenzen benötigten, damit sich unsere Mägen kehrten.


Währenddem es relativ egal ist, ob man sich in einem sterilen Nordamerikanischen Shoppingtempel oder auf einem chaotischen Strassenmarkt Südostasiens befindet, es werden einem unisono Handys, Fussball-T-Shirts, Sonnenbrillen und Handtaschen angeboten. Den geografischen Unterschied des Angebotes findet man in der Essensabteilung. So erleben wir die verschiedenen Länder durch deren Küche. Dies ist nicht immer einfach, dann zum Beispiel nicht, wenn wir ein Rezept eines Südseebewohners geschenkt bekommen. Mit viel Enthusiasmus preist uns dieser ein Büchsenfleischgericht an: Fleischbrei mit frischen Tomaten und Basilikum. Das sei wirklich lecker. Bei all den Fischen, die wir draussen im Meer beim Tauchgang entdeckten, ein unverständlicher Gedanke, Fleisch aus einer Büchse zu essen.


Oftmals sind es religiöse Überzeugungen, die Menschen vom Verzehr einer bestimmten Sache abhalten. So essen wir in den moslemischen Ländern kein Schweinefleisch und in Indien kein Rind. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Uns wurde geflüstert, dass wir in Brunei, wo ein striktes Alkoholverbot eingehalten wird, im China-Restaurant in der Stadt gegen Vorauszahlung ‚Spezialtee’ bestellen könnten. Dieser würde gekühlt serviert und schmecke wie Bier...


Die Kolonisierung veränderte ebenfalls Essgewohnheiten so mancher Bevölkerung. Manchmal zum Positiven, manchmal auch nicht. Ich werde wohl nie verstehen, warum man Lammfleisch in Neuseeland und Australien mit Minze-Sauce serviert. Hätten doch nur die Franzosen diese Länder kolonialisiert, das Lamm würde mit Knoblauch und Rosmarin gewürzt und mit einem Kartoffelgratin serviert und wäre somit nicht nur essbar, sondern richtig köstlich, nur dann wäre ich glatt noch länger Down Under geblieben. Die Franzosen hatten aber andere Länder mit ihrer Küche beeinflusst, so staunten wir nicht schlecht, als wir in Vietnam an jeder Strassenecke backfrische Baguettes kaufen konnten. Auch dass sie in Vietnam überall lebende Frösche auf den Märkten präsentieren und diese gegrillt oder an schmackhaften Saucen in Restaurants kochen, lässt sich wohl auf die Franzosen zurückführen.


In Südchina isst man Hund. Als wir das erste Mal geräucherte Hundeköpfe auf dem Fleischmarkt vor uns entdecken, durchfährt uns ein kaltes Schaudern. Das Unverständnis für diese kulinarische Delikatesse weckt in uns wohl die gleiche Abscheu, wie wenn wir einem Nordamerikaner erklären, dass wir in der Schweiz Pferde- oder Rehfleisch konsumieren. Nicht jeder, aber es essen auch nicht alle Chinesen Hund. Wie sagt der Aisat so schön: „Same same but different!“