Sextourismus - 4. Januar 2010

Nun, wo soll ich beginnen? Es gibt bereits so viel zu erzählen. Zum Beispiel darüber, wie sich ganze Parkplätze bei Sonnenuntergang in gigantische Restaurants verwandeln, wie es überall dampft und kocht und wie vorzüglich das Thailändische Essen mundet. Oder ich könnte mich darüber auslassen, wie unser heutiger Guide bei der Rundfahrt durch Phuket Town uns zu vier verschiedenen Geschäftsfreunden brachte, mit der Hoffnung, dass wir dort etwas einkaufen würden. Oder über das Füttern der Affen ... oder über die Touristenpreise kombiniert mit der thailändischen Ehrlichkeit, die wir erfuhren beim Coiffeurbesuch, welcher Reto und Roman sich leisteten. Wir haben da gesehen, dass sämtliche Preise in Thai angeschrieben waren und einer in unserer Sprache stand: ,Tourists 100 Bath‘. Einen equivalenten hohen Preis hatte es aber nicht auf dem restlichen Anschlagsbrett. Als wir dann nach getätigtem perfektem Schnitt die 2 x 100 Bath (2 x Fr 3.--) bezahlten, überkam aber dem Coiffeur sein schlechtes Gewissen und er wollte das Geld dann doch nicht wirklich annehmen (schämte sich wohl für seine Wucherpreise!!)... wir bezahlten die überhöhten Touristenpreise und bedankten uns freundlich.


Aber über all diese tollen Geschichten werde ich heute nicht berichten, denn ich lass mich darüber aus, was mich am allermeisten bis anhin schockiert hat: der lokale Sextourismus. Wir endeten in einem kleinen Guesthouse im Patong Beach ... der Hochburg der männlichen Schweizer-, Deutschen- und Österreichischen Urlaubszene Thailands. Da sitzt ein mittelalterlicher Mann mit einer Frisur, die an jene von Forest Gump erinnert, im Bus und zieht förmlich den eintretenden, unschuldigen Schulmädchen mit seinem Blick die Wäsche aus; da sitzen schmuddelige, übergewichtige und mit mitteleuropäischen weiblichen Augen betrachtete hässliche, verheiratete Männer im Restaurant mit zierlichen hübschen Thaifrauen im Arm (ohne Ehering notabene!), die Blicke der Männer sprechen eine eindeutige Sprache und auch derer Gestik ist abzulesen, was nach dem Nachtessen folgen wird. Ich bin schockiert. Es überkommt mich eine Aggression gegen diese Männer! Für keine Million würde ich mit so einem schweineköpfigen Herrn ins Bett gehen, geschweige denn noch, mich nackt seinen Fantasien hingeben!


Im Gegenzug wiederum bringen die Thaimütter gleich ihre hübscheste Tochter zum Bedienen unserer Familie im Restaurant ... wäre ja möglich, dass sich einer der Söhne darin versieht. Heute im Taxi frage uns der Chauffeur, wie alt denn Andrin sei: „Dreizehn Jahre alt“, antwortete ich. „Wunderbar“, meint er und zieht sogleich ein Foto aus seinem Geldbeutel hervor. „Ich habe eine hübsche Tochter, sie ist zwar schon 21, aber das würde doch noch gehen?!“


Wie weit müssen Eltern kommen, um ihre Töchter gleich so als Ware anzupreisen? Was ist die Grundlage dieses Tuns? Ich verstehe weder die Seite der mitteleuropäischen Sextouristen, noch die Darbietung der unschuldigen Mädchen der Thai-Eltern! Es gibt wohl zu jeder Geschichte eine andere Seite ... diese werde ich wohl hierbei nie erfahren noch verstehen!


Roman bringt die ganze Sache auf den Punkt: „Weisst du Mami, einen Schweizer zu bekommen für eine Thailändische Familie ist wohl nicht so, wie den Lottojackpot des Schweizer Zahlenlottos zu knacken, es ist wohl eher vergleichbar mit einem Sechser in der Eurolotterie!“


Wie wahr! .... leider.