Tagebuch einer Frachtschiffsreise Tag 1 - 3. April 2010

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Wetter: Sonnenschein

Seegang: sehr ruhig (jepee)

Frühstück: Speck mit Ei, Brötchen und Marmelade

Mittagessen: scharfe Gulaschsuppe, Bockwurst mit Bratkartoffeln

Nachtessen: Gebackene Kalmares mit Aioli, Salat und Aufschnitt


5.05 Uhr weckt uns das dumpfe Surren des Motors, Reto und ich springen gleichzeitig aus dem Bett, befreien das Fenster vom Abdeckpapier und siehe da, die grosse Erleichterung, wir fahren - wohl noch mit der Zugkraft eines Schleppers, aber wir sehen, wie die Hafenlichter am Horizont verschwinden und immer kleiner werden. Wir sind wirklich auf der Anke Ritscher! Wir legen uns noch einmal hin und fallen endlich in einen tiefen Schlaf, um zwei Stunden später brutal vom Wecker geweckt zu werden.


Wir haben uns vorgenommen, morgens den Tag früh zu begrüssen und aktiv mit Schulunterricht diesen zu füllen, so dass wir daheim dann nicht so arg ans Zeugs müssen. Roman und Andrin stehen schon geduscht in unserem Zimmer und strahlen über beide Ohren: „Mami, Papi habt ihr gesehen - wir fahren!“


Wir gehen gemütlich Frühstücken. Dank der deutschen Besatzung werden köstliche Speisen wie Speck und Ei, Nutella (!!!!) und richtigen Brötchen aufgetischt. Um 10 Uhr müssen wir zum Sicherheitsdrill antreten. Auf der QM2 wurde uns kurz das Anziehen der Schwimmwesten erklärt und uns den Sammelpunkt für die Billigklasse gezeigt. Hier stand uns aber der erste Offizier zur Seite und erklärte alles. Soweit sogar, dass wir in das Rettungsfallboot steigen mussten. Er sah davon ab, mich da rein zu bugsieren und meinte, dass wenn Reto und Roman wüssten, wie der Einstieg und die Gurten funktionierten, würde dies genügen (was er damit genau meinte, sei jetzt mal nicht hinterfragt!).


Ich werde ihm stets dankbar sein dafür, dass er mich da nicht rein zwang, denn das Boot hängt am Ende einer transparenten Plattform, 15 Meter über der schäumenden See, montiert auf einer Art Schanze. Der Kapitän hat einen Hebel, den er betätigen kann, wenn alle 23 Personen den Frachter notfallmässig verlassen müssen, welcher das U-boot-ähnliche Gefährt über ein Katapult in die freie See spickt. Ich hoffe bloss, dass wir dies nicht wirklich ausprobieren müssen, weder im Ernstfall, noch als Übung! Roman meinte nach der Besichtigung: „Du, das Stehen auf der Brücke beim Bungyjump war Kinderspiel im Vergleich zu diesem hier!“ ... hab ich‘s mir doch gedacht!


Schule haben wir wirklich top seriös absolviert und wie - als Belohnung gibt es heute Abend einen Film, falls Reto und ich nicht zu müde sind dazu. Plus wir dürfen 1,5 Stunden länger schlafen, da wir die Zeit den gefahrenen Breitengraden anpassen.