Tagebuch einer Frachtschiffsreise Tag 12 - 14. April 2010

Um 5 Uhr klingelt das Telefon: „Könnt ihr das Gepäck runter bringen, der Zoll will es prüfen und versiegeln.“ Wir wecken die Buben aus dem Tiefschlaf und bringen unsere Sachen in das Office des Kapitäns. Kurze Zeit später liegen wir wieder halb schlafend im Bett. Werden wir heute Morgen wirklich von Board gehen und uns ins Chaos von Mumbai stürzen? Während dem Frühstück schliesst der Stuart alle Fenster und meint: „Wenn die Inder euch essen sehen, meinen die, sie würden auch alle gefüttert werden, drum muss ich die Fenster schliessen.“ Kurz vor zehn kommt unser Agent und wir verabschieden uns von der Crew. Es war so schön, so harmonisch, so perfekt!


Lange Zeit um Trübsal zu blasen bleibt uns nicht, denn wir sind bereits bei den Zollmenschen angekommen. Die nehmen alles sehr genau, nach der Passierung sind wir dem Agenten schutzlos ausgeliefert und so nimmt dieser uns aus, wie wenn wir Weihnachtsgänse wären (sFr. 400 und US$ 60.-- müssen wir für die Abfertigung und Transport bezahlen)! Unser Budget sieht schlecht aus heute!


Die Fahrt vom Hafen in die Megacity ist eindrucksvoll. Noch nie habe ich während dieser Reise ob Bilder, die ich sehe, geweint, bis heute. Slums sind ja eines und darauf sind wir alle vorbereitet, aber was wir da ausserhalb der Stadt antreffen, sprengt jedes Vorstellungsvermögen! Zwischen den Autobahnstrassen hausen Menschen in Dinger, die, würden sie bei mir im Garten stehen und von Kinderhand erbaut, als sehr schlechtes Tipis knapp durchgehen würden. Drei Stecken bedeckt mit ein paar Lappen bieten Schutz vor der Sonne, Kinder liegen dazwischen auf dem schmutzigen Boden, spärlich bekleidet und ein kleiner Bub verrichtet sein tägliches Geschäft inmitten der Strasse. Ich bin schockiert. Mich erinnert das Bild an Afrika, doch dieses hier übertrifft alles an Dreck und Gestank, das ich je gesehen habe in meinem Leben.


Mit einiges an Mühe finden wir dann doch noch ein total überteuertes Hotelzimmer, sind jedoch schlicht froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Wir werden uns morgen ein anderes suchen und uns etwas orientieren, für heute haben wir genug Eindrücke, die verarbeitet werden müssen!