Tagesmenü: Gegarter Wildschweinkopf - 16. November 2009

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Unsere Faszination für die dampfende Erde, die blubbernden Schlammlöcher und die skurril anmutenden Landschaften hat uns wieder dazu bewogen, einen zweite Ausflug zu unternehmen, diesmal gleich hier in Turangi.


Hier ist die ganze Sache nicht kommerziell aufgezogen, was bedeutet, dass man sehr nahe an die brodelnden Löcher und Seen hin stehen kann. Die Hitze schlägt uns ins Gesicht, die Dämpfe und der Gestank betören unsere Sinne (nicht nur im Positiven). Wir sind wie verhext. Ich setz mich auf einen Holzsteg und kann mir sehr vorstellen, wie man hier die Inspiration findet, um irgendeinen Fantasieroman zu schreiben. Die Moose hängen von den Bäumen in all ihren grünen Farbnuancen, der Dampf steigt aus Gewässer, die so klar sind, dass man gleich daraus trinken will. Wäre da nicht die gegarten Überreste einer versoffenen Amsel, man könnte gleich in Versuchung kommen, sich die Kleider vom Leib zu streifen und in diese Tümpel zu springen. Idyllisch, romantisch und zauberhaft offenbart sich die Welt uns einmal mehr hier in Neuseeland.


Wir kommen zu einem Loch, aus dem kochendes Wasser zischt und sich bis zu 40 cm hoch in den Himmel aufbäumt. Der Blick ins Innere unseres Erdballes gleich neben uns lässt uns so klein erscheinen! Wie fragil wir doch sind! Würde dieses Loch plötzlich beschliessen, ein Geysir zu sein, wir sähen wohl ähnlich aus, wie die Amsel... Eine Maorifrau gesellt sich zu uns, unsere Faszination über das Gesehene bleibt auch ihr nicht verborgen! Sie erklärt uns, dass dieses Loch bis vor einem Monat still da lag, dann plötzlich bebte die Erde und es erschien ihr, wie wenn ein Zug unterirdisch angedonnert kam und eine 15 Meter hohe Fontaine spritzte aus dem Loch.


Sie fragt, ob wir die Naturküche der Maoris schon besucht hätten. „Nein.“ „Ich will sie euch zeigen!“ Wir folgen ihr. Diesen Ort hätten wir nie als Küche wahr genommen! Unter unseren Füssen liegt eine Schlucht in zarten Orange-Rottönen. Aus dieser dampft und broddelt siedendheisses Wasser empor. Die Maorifrau erklärt uns, dass sie jeweils ein Sieb mit ein paar Eiern da rein stellt und zwei Minuten später seien die Eier perfekt gekocht!

Wir gehen ein paar Schritte weiter und stehen vor dampfenden Rechtecken, die mit Holzlatten bedeckt sind. Sie hebt einen der hölzernen Deckel und uns grinst zwischen all dem Dampf ein behaarter Wildschweinkopf entgegen! „So kochen wir Maoris. Für grosse Braten und Festessen, benötigen wir die grossen Ofenlöcher, für kleinere Leckereien, Fisch oder auch zum Brotbacken diese kleinen. Es ist ein gesundes Kochen!“

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