Verkehrte Welt - 10. November 2009
Wir sind in Neuseeland. Von der Schweiz aus gesehen, auf der Kehrseite unseres Planeten. Und hier ist tatsächlich alles verkehrt oder besser gesagt, fast alles.
Es ist November. Dies bedeutet, dass hier die Forsizien und Tulpen blühen, die Vögel singen und sich paaren, die Bäume in frischem Grün erstrahlen und die Rasen das erste Mal geschnitten werden müssen. Die Geschäfte sind vollgestopft mit Sommermode und die Kinder freuen sich, dass sie endlich wieder draussen Cricket spielen können. Die Jahreszeiten sind um sechs Monate verschoben. Das Komische ist, dass Weihnachten somit in den Sommer fällt. Für uns ein ungewöhnliches Bild: blühende Frühlingsbäume dekoriert mit Weihnachtskugeln, Schnorchelausrüstungen verpackt in Weihnachtsgeschenkpapier, auf der Musikanlage im Shoppingcentre ertönt ‚Dreaming of a white Christmas’ währenddem draussen junge (Oster-)Lämmer weiden.
Die Autos fahren auf der anderen Seite. An das gewöhnt man sich schnell, das wahre Problem ist jedoch, dass die Sonne am Mittag an ihrem höchsten Punkt im Norden steht und nicht, wie von der Schweiz gewohnt, im Süden. Dies hat zur Folge, dass Reto, der einen ausgeprägten Richtungssinn hat (der offenbar auf der Sonnenposition beruht), plötzlich in die 180° falsche Richtung fährt. Will man ein Wochenende in der Wärme verbringen, so muss man gen Norden fahren, im Süden wird es kalt, hat es Albatrosse und verschiedenste Pinguine. Von dem her ist es nicht allzu schlimm, wenn Reto der Sonne folgt.
Eine weitere Inkonsequenz der verkehrten Welt, fordert uns beim Autofahren. An den Linksverkehr gewöhnt man sich. Aber die Tatsache, dass das Vortrittsrecht nicht auch gekehrt wurde (das heisst, es herrscht nach wie vor Rechtsvortritt!), bringt einem arg ins Schwitzen.
A propos Schwitzen: Die Sternchen auf der Titelseite des Klatschmagazins, welches ich heute am Kioskstand erblickte, sind dieselben, wie jene auf den Nordhalbkugel. So erschien es mir doch sehr verkehrt, dass die Schlagzeile im Novembermagazin lautet: „Wie bereiten sich Cameron Diaz, Rhianna oder Viktoria Beckham auf die bevorstehende Bikinisaison vor?“ Eine wirklich verkehrte Welt! Beginnt doch bei diesen Damen zuhause jetzt die kalte Jahreszeit!