Volle Bäuche - 10. Februar 2010

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Meine Schwiegereltern hatten ihre Reise so geplant, dass wir uns gegenseitig in Vietnam treffen konnten. Da dieses Treffen schon vor Ende letztes Jahr abgemacht war, schenkten wir meiner Schwiegermama auf ihren Geburtstag im Dezember einen Kochkurs in Mui Ne, den ich auf dem Internet gefunden hatte.



Mit einiges an Spannung stehen wir somit heute pünktlich nach dem Frühstück vor unserem Hotel zur Abholung parat. Das Taxi kommt mit einer zierlichen Vietnamesin angerauscht, diese stellt sich uns vor und erklärt, dass wir als erstes den lokalen Markt besuchen gehen. Wir zwängen uns zu siebt ins Taxi und fahren hupend durch den typisch vietnamesischen Chaosverkehr. Der Markt, bei dem wir halten, ist so richtig schön authentisch. Fische liegen in der prallen Sonne, das Fleisch ist übersät mit Fliegen und da in wenigen Tagen das vietnamesische Neujahr gefeiert wird, liegen überall Enten und Hühner herum, gleich neben den schon gerupftem Federvieh. Ich hab etwas Mitleid mit den lebenden Vögel, nicht weil sie in einer Woche verzehrt werden, aber weil es doch etwas sehr traurig sein muss, neben seinen toten Verwandten so zur Schau gestellt zu werden.



Lyn, unsere Kochlehrerin, kauft an sämtlichen Ständen lokale Spezialitäten, die sie uns hinhält und wir dürfen all die verschiedensten Reissachen, ungewohnten Früchte und Klebekuchen kosten. Super, das macht allen Spass! Lyn pfeift ein neues Taxi herbei, welches uns in die Kochschule bringt.



Der Strand liegt vor uns, ein kleines Häuschen steht idyllisch mitten im Sand, zwei grossen Tische und sechs kleine Gasbrenner kündigen an, dass wir erwartet werden. Lyn schenkt uns einen köstlichen Greentea ein und sie beginnt mit dem Kochen einer vietnamesischen Nudelsuppe. Sie erklärt und erläutert uns jeden Schritt und wir beobachten sie aufs Genauste. Sie füllt die Suppe in sechs hübsche Schälchen ab und wir dürfen uns nun daran gütlich tun... obwohl eigentlich keiner von uns auch nur das kleinste Hungergefühl verspürt. Doch die Suppe ist so lecker, dass wir sie alle ausessen!



Nun geht es an den nächsten Gang: Grüner Mangosalat mit Crevetten. Wir lieben diesen Salat, drum schauen wir ganz akribisch zu dieses Mal! Ich darf keine Zutat vergessen! Der fertige Salat wird in eine vorbereitete Ananashälfte serviert, mit geschnitzten Chilischoten und Grünzeugs dekoriert und schon wird auch dieser ins Innere unsere Mägen katapultiert. Er schmeckt so ausserordentlich gut, dass wir alles rübis und stübis aufessen...



Eigentlich wäre ich jetzt satt (war ich ja schon, wie wir anfingen....) aber Lyn ruft zum nächsten Kochgang. Sie will, dass wir gekonnt aus einer Tomate eine schöne Deko-Rose schnitzen. Nur halb so schlimm für uns Erwachsene, doch Roman bringt es auch bei der dritten Tomate nicht hin. Ich helfe ihm, denn ich glaube nicht, dass Lyn noch viele Tomaten für ihn auf Lager hat.... Nun starten wir die kleinen Gaskocher, die vor uns stehen. Wir schnippseln und mischen und rühren, bis wir einen schönen Crevetten-Frühlingszwiebel-Omeletten-Teig vor uns haben, den wir auf der Platte braten können. Mit einem lustigen Tondeckel wird die ganze Sache überdeckt, bis das Omelett golden ist. Lyn bereitet eine Ananassauce vor, die dazu serviert wird. Schon sitzen wir wieder am Tisch und geniessen diese Spezialität! Genial ... aber ich scheine langsam zu platzen!



Lyn und ihre Helfer haben unterdessen schon wieder alles aufgeräumt und wir stehen um den grossen Kochtisch und schauen ihr über die Schulter. Schweinefleisch und Zwiebeln werden klein gehackt, angebraten und mit Pilzen und anderem Gemüse ergänzt, abgeschmeckt und etwas Reisnudeln zur Masse gefügt, diese wiederum wird auf einen dünnen Reisteig aufgetürmt und mit gekonntem Handgriff zu einer Frühlingsrolle geformt. Wir sollen es ihr nun gleichtun. Mit vollem Bauch steht jeder wieder hinter seinem Kocher und wir haben es so richtig lustig zusammen! Wie es dann ums Herstellen der Rolle geht, werden wir zu grossen Konkurrenten. Wer macht die schönste und rundeste Frühlingsrolle? Am Schluss sehen alle aus wie frittierte Schweinepimmel ... egal! Lyn steht schon wieder parat und mischt aus ein paar Zutaten eine scharfe Erdnusssauce. Und ja, nun dürfen wir wieder essen. Zum Glück ist alles so super gut ... sonst hätten wir dies schon lange unterlassen.



Ich weiss bald nicht mehr, wie ich mich vom Stuhl erheben kann... Noch mehr? Nein, wir dürfen sitzen bleiben!! Lyn holt eine Kokosnuss und zaubert mit dem Mixer daraus einen super köstlichen Drink (also nur aus der Milch und dem Kokosfleisch...). Ich bohre meine Zehen in den Sand, halte das Glas in der Hand und geniesse den Moment ... zu viel mehr bin ich eh nicht mehr wirklich fähig! Es war super köstlich, so richtig saumässig guet und es hat allen super Spass gemacht und jetzt brauchen wir kein Taxi mehr, man kann uns einfach zum Hotel zurück rollen!



PS: Auf dem Foto haben wir ein blau-grünes Gesicht. Dies liegt nicht an unseren miserablen Kochkünsten, sondern viel mehr, an dem blauen Stoffdach, welches die open air Kochschule überdeckt!!!