Weisch no? - 20. August 2009

Es ist spannend, welche Kreise unsere Webpage und der Blog zu ziehen vermag. So werden plötzlich alte Bekannte auf uns aufmerksam und nehmen Kontakt mit uns auf, Leute, denen wir irgendwann in unserem Leben begegnet sind. So geschehen auch letzte Woche, als sich ein ehemaliger Babysitter meiner Freundin in Kanada bei mir meldete, die vor acht Jahren auf einen Besuch bei uns in der Schweiz war (Babysitter, nicht Freundin). Somit sei vermerkt, dass ich mich jeweils enorm über kurze oder lange Emails von meinen Lesern freue (evelyne@messageinabottle.ch)!

Das Problem mit den ‚alten Bekanntschaften’ bei mir jedoch ist, dass ich ein enorm schlechtes Erinnerungsvermögen habe (was die wenigsten wissen). Es empfiehlt sich daher, wenn die Bekanntschaft länger als, sagen wir, sieben Jahre zurück liegt, kurz zu schreiben, um wen es sich genau handelt, den ich mal kannte und der mir plötzlich schreibt!

So ging ich z.B. vor ein paar Jahren an eine Klassenzusammenkunft und erkannte ¾ der ehemaligen Schüler nicht. Also, das heisst, ich war überzeugt, diese Personen noch nie in meinem Leben gesehen, geschweige denn, mit ihnen jahrelang ein Klassenzimmer geteilt zu haben. Ich vertröstete mich und dachte, dass wenn ich deren Namen hören würde, ich im Kopf eine Brücke zur Vergangenheit aufbauen könnte, welche dann mit einem AHA-Erlebnis und einer Erinnerung abgeschlossen würde. Dachte ich, passierte aber nicht! Ich setzte mich dicht an die Seite meiner Freundin Fränzi (mit der ich seit der Schulzeit einen Kontakt unterhalte, so habe ich SIE nie vergessen) und sie flüsterte mir jeweils zu, was ich über die Klassenkameraden so hätte wissen müssen.

Ich gebe oft meinem Fahrradunfall mit 18 die Schuld für mein schlechtes Erinnerungsvermögen, weiss aber, dass es wohl eher eine erbliche Belastung vaterseits ist, als meine Hirnerschütterung – oder vielleicht auch eine Kombination der beiden! Mein Vater erinnerte sich auch nie an alte Dinge, meine Mutter hingegen kann bis zum heutigen Tag sämtliche Kleinigkeiten aus alten Geschichten erzählen, so detailgetreu, dass ich mich oft frage, ob sie die Geschichten erfindet oder spontan blumig ausmalt (was sie stets bestreitet).

Reto und ich sind seit 23 Jahren zusammen, so kennt er eigentlich alle, die ich kenne, wenn vielleicht auch nicht in Person, so wenigstens die Geschichten über die Begegnungen ... wir sind beide nicht sehr wortarm und tauschen uns verbal extensiv aus. Dies wiederum kann ich voll zu meinem Vorteil nutzen, denn ich vergesse ja alles und so kann er mir die alten Geschichten jeweils bei einem Glas Wein wieder erzählen, was wiederum einen weiteren Vorteile hat: Uns geht der Gesprächsstoff nie aus!