Wenn nicht heute, so wohl morgen - 16. Februar 2010

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Vor unserer Abreise erhielten wir den Kommentar: „ Remember that this world will still be the same here when you return, even if you have changed.“ Für wie wahr! Da buchen wir heute Morgen den Bus für die Fahrt von Phan Thiet nach Ho Chi Minh City auf 9 Uhr und um 10 Uhr sitzen wir immer noch seelenruhig vor der Bushaltestelle und wischen uns den Schweiss von der Stirn und meinen: „... der kommt dann schon noch!“ Und mit etwas über einer Stunde Verspätung fährt der Linienbus auch prompt vor und wir laden ein, kein Gestürm, keine Hektik und kein schlechtes Wort! Das ist eben so in Vietnam!


Zusammen sitzen können wir unterdessen auch nicht mehr. Andrin und Roman beziehen zwei Sitze in der zweiten Reihe, Reto und ich finden eine Bank in der dritthintersten. Ich habe es mir gerade so mehr oder weniger gemütlich gemacht auf diesem unbequemen Plastiksitz, da verfalle ich schon meinen Träumen. Das Hupen des Buses nehme ich nur noch in weiter Ferne wahr und der halsbrecherische Fahrstil treibt mir keinen Schweiss mehr in die Hände.


Fürher, also vor unserer Weltreise, da hätte ich für so eine fünf- bis sechsstündige Fahrt die Rucksäcke mit Knabbereien und Getränken gefüllt, Spiele und Jasskarten für die Buben eingepackt, Bücher und Schulaufgaben parat gelegt ... aber heute, sieben Monate unterwegs, bringe ich nicht mal mehr eine Wasserflasche mit!


Wie gesagt, ich bin in meiner Traumwelt angekommen und plötzlich verspüre ich ein Rumpeln und stelle fest, dass der Bus stoppt. Wird wohl eine Ampel sein. Ich döse weiter. Ich vernehme, wie sich die hydraulische Bustüre öffnet und Roman ruft: „Mami, sollen wir aussteigen?“ Ich schau auf die Uhr, wir sind gerade mal lediglich eine Stunde unterwegs. Warum hält denn der Bus? Die ersten Leute steigen aus, wir warten noch etwas zu. Unterdessen haben aber auch wir gemerkt, dass das orangene Gefährt wohl einen längeren Halt einlegen wird. Ich steige aus dem Bus und stelle überrascht fest, dass kein einziges Rad mehr unser Fortbewegungsmittel schmückt!


Früher, ja früher, da hätte ich in so einem Moment wohl schnell mal im roten Bereich gedreht. Heute steige ich ruhig aus, hol mir im Laden ein Getränk und setzte mich mit meinen drei Männern auf den staubigen Boden und schau genüsslich den muskulösen Mechanikern zu, wie sie den Bus versuchen fahrtüchtig hinzukriegen. Kommen wir nicht heute an, so tun wir‘s morgen.


Übrigens, bei Ankunft in Ho Chi Minh City klopft Roman Andrin freundschaftlich auf die Schulter und sagt: „Hey Andrin, diese Fahrt war richtig lustig mit dir!“ ... und das nach sechsstündiger Reise!!!