World Tour 2005 - 23. Oktober 2009

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Heute ist ein Schlechtwettertag. Man vergisst schnell einmal, dass es hier in den Tropen auch oftmals regnen muss, denn die Üppigkeit in der Pflanzenwelt kommt ja nicht von irgendwo. Wir packen unsere Regenschütze, ziehen gute Schuhe an und spazieren Richtung Dorf, mit der Idee, Fahrräder für den heutigen Tag zu mieten und die Insel per Drahtesel auszukundschaften. Der Familienrat hat sich für dieses Fortbewegungsmittel entschieden, denn motorisiert wären wir zu schnell unterwegs und würden sämtliche Wege dieser kleinen Insel in zwei Stunden abgefahren haben... Vor dem Geschäft für sämtliche Vermietungen, begrüsst uns ein Einheimischer freundlich. „Wir möchten gerne die vier Velos mieten, die da stehen.“ Er beäugt die vier Dinger und meint: „Das ist nicht möglich, nur eines davon ist fahrtüchtig.“ Ich mit meiner blöden Logik frage: „Per wann können sie die vier geflickt haben?“ Sein Gesicht blickt mich fragend an, wie wenn er mich nicht verstanden hätte... er schaut die Räder nochmals an und wendet sich mir zu: „Nein, sie verstehen nicht, ich kann sie ihnen momentan nicht vermieten.“ Schade. Reto meint, wir sollten es mit einer vollautomatischen Vespa probieren .... davon hätte er auch keine mehr, nur handgeschaltete. Ich setz mich darauf, dreh eine Runde auf einem Kiesweg und beschliesse, wir gehen heute zu Fuss! Haben ja schliesslich genug Zeit.



Die Wärme ist angenehm, da die Sonne nie ganz zum Vorschein kommt, dafür nieselt es hie und da und ab und zu beginnt es richtig niederzuprasseln. Wir verkriechen uns kurz unter einem Baum, um nicht ganz nass zu werden. Die Wanderung geht weiter, über Stock und Stein, vorbei an armseligen Häusern, vielen Kirchen (wir zählen an die sieben Stück ... bei 1900 Einwohnern eine beachtliche Menge!), einem kleinen Laden und ganz vielen Palmen. Der Weg geht mal hoch, mal runter, mal an einer lauschigen Bucht entlang, um sich dann wieder durch das Dickicht des Dschungels zu schlängeln. Richtig schön. Wir entdecken am Wegesrand ein paar junge Schweine, die sind so drollig. Wir bleiben stehen und warten auf die Buben, diese sind so in ein Geschwätz vertieft miteinander, dass sie um einiges langsamer unterwegs sind, als wir. Wir machen einen kurzen Halt bei den Frischlingen, da kommt ein älterer Mann plötzlich hinter einem Gebüsch hervor. Hinter den Stauden erblicke ich ein einfaches Häuschen, er muss wohl im Garten gearbeitet und uns gehört haben. Er hält uns, ohne ein Wort zu sagen, eine frisch gepflückte Papaya hin. Wir nehmen diese dankend an. Er beginnt in gebrochenem Englisch mit uns an zu reden, fragt, wo wir wohnen, woher wir kommen würden und warum wir zu Fuss unterwegs seien. Ein kleiner Schwatz, wir bedanken uns nochmals und er verschwindet wieder so plötzlich, wie er aufgetaucht war, hinter dem Gebüsch.


Andrin und Roman haben unterdessen zu uns aufgeholt. Voller Freude erblicken sie die frische Frucht in Retos Hand, dieser hat bereits sein Sackmesser hervor geholt, schält die Papaya und gibt die abgeschnittene Haut den Jungs. Sie sollen diese den Schweinchen verfüttern. Die Frucht wird geviertelt und wir geniessen jeder von uns sein Stück und freuen uns an der Gaumenfreude, sowie an der, die die Schweine haben mit den abgeschnittenen Stücken. Wir wollen weiter gehen, da steht der Mann wieder vor uns, streckt uns einen Sack mit mindestens sieben frischen Mangos darin zu. Reto fragt mich, ob wir ihm dafür etwas Geld geben sollen... ich denke nicht, Geschenke soll man dankend annehmen... hat mir meine Mutter immer gesagt.


Wir bedanken uns nochmals ganz, ganz herzlich und sagen ihm, wie sehr uns die Papaya gemundet hat ... was er jedoch von unseren Gesichtern her ableiten kann, ohne dass wir dies ausformulieren. Wir reden nochmals kurz über Unwichtigkeiten und gehen weiter unseres Weges. Wir kommen auf dem höchsten Punkt der Insel an, da befindet sich ein Fischgeschäft (macht für uns nicht wirklich Sinn, normalerweise sind doch Fischerläden gleich an der Küste, beim Hafen?) Egal, wir beschliessen für heute Abend einen schönen Fisch zu kaufen.


Der Weg führt uns weiter über Ackerland und vorbei an schönen Häusern, da kommt von hinten eine Vespa angesausst. Wir denken zuerst nichts Weiteres, bis wir das Gesicht des Fahrers erblicken. Es ist der Mann, der uns die Früchte vor 20 Minuten geschenkt hat. Als erstes denke ich: „Wir hätten ihm doch Geld geben sollen...“ Er parkiert sein Motorrad neben uns und fragt nochmals: „Ihr hattet gesagt, ihr seid aus der Schweiz, nicht wahr?“ „Ja, das ist so.“, antwortet Reto. Er öffnet seinen Rucksack und kramt darin ein verstaubter Plastiksack heraus. Dieser hält er mir entgegen. Ich öffne den Sack und darin liegt eine offene, alte kleine PET-Flasche mit einem Zettel darin. Der Mann beginnt zu erzählen: „Ich habe diese Flaschenpost 2005 am Strand von Aitutaki gefunden, diese heim genommen und in diesen Plastiksack aufbewahrt. Wie ihr mir erzählt habt, dass ihr aus der Schweiz kommt, ist sie mir in den Sinn gekommen. Liest, was darauf steht! Die Flaschenpost hat doch ein Schweizer abgesendet .. oder?“ Wir ziehen den Zettel aus der Flasche, darauf steht:


World Tour 2005

Belair-Airlines - Switzerland


Message in a bottle .... a group of 2...... Vancouver....


mehr kann man darauf nicht lesen, der Rest des Papiers wurde aufgeweicht und wahrscheinlich weggeschwemmt. Aber auf der Rückseite ist der Absender drauf:


Domenico Piazza

Gottlieberstr. 7


Die PLZ und Ort sind ebenfalls vom Wasser abgetrennt worden.


Der alte Mann bittet uns, herauszufinden, ob es diese Person gebe und ob er in der Schweiz wohne. Reto schlägt vor, vom Mann ein Foto zu machen und er soll uns doch seine Adresse aufschreiben: Ngatokorua Fuller. Wir würden Domenico suchen und ihm die Flaschenpost bringen.


So, liebe Leser ... nun kommt ihr zum Zug!!! Kennt jemand einen Domenico Piazza, der 2005 auf einer Weltreise mit Belair war? Er soll sich bei uns melden!! Die Schweiz ist ja schlussendlich ein kleiner Fleck, ich bin sicher, dass wir ihn auf irgend einer Art und Weise ausfindig machen können...

Help us and stay tuned!